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NEU-REISCI-I.
Wappen: in Blau zwischen zwei silbernen Flügeln ein roter, goldgeränderter
Marschallstab. Oben in der Mitte hinter dem Schildrande hervorkommend
die Hälfte der Figur des Apostelfürsten Petrus mit einem Schlüssel in seiner
Rechten (Abb. 7).
Das im Westen der Markgrafschaft Mähren, an der Straße zwischen
Schelletau und Teltsch gelegene regulierte Prämonstratenser-Chorherrenstift
Neu-Reisch (Nova Rise) - Neoreisch, Canonia Neorisensis - war ursprüng-
lich als Frauenkloster, wahrscheinlich am 29. Januar im Jahre 1211 von
Marquard von I-Irädek de Castello und
seiner Gattin Wojslawa gegründet
worden. Marquard, der in alten Urkun-
den „Supremus militiae dux" genannt
wird, starb am 24. Oktober 1220,
Wojslawa am 18. März 1221. Der
Stifter muß allem Anscheine nach
sehr reich gewesen sein, weil auch der
Besitz des Frauenstiftes gleich anfangs
ein sehr beträchtlicher gewesen war.
Die Prämonstratenserinnen, die
unter einer Priorin standen, scheinen
von Unter-Kanitz bei Brünn gekommen
zu sein. Der jeweilige Propst des
Klosters wurde aus dem Stifte Obro-
witz gewählt, dessen Abt zugleich Pater
abbas von Neu-Reisch war.
Unter dem fünfzehnten Propst des
Stiftes, Pi-edbor (1389-1428) und der
Priorin jitka (T 1427) erreichte Neu-
Reisch den Höhenpunkt seines Bestan-
des, aber in den letzten Jahren ihrer
Regierung, 1423 und 1424, hatte das Stift
unglückliche Tage zu verzeichnen. Es wurde von hussitischen Banden über-
fallen und geplündert. Der bekannte Anführer der Taboriten Prokop Holy
(der Kahle), ein ehemaliger Mönch, zerstörte das Kloster gänzlich, doch
konnten sich die Nonnen mit ihrem Propste Andreas I. (1428-1448) noch
rechtzeitig nach Teltsch Hüchten. Neu-Reisch vermochte sich von diesem
Schicksalsschlag nie mehr so recht zu erholen, weil das Stift im Laufe der
Zeit noch manche andere Unfälle zu erleiden hatte. Unter dem vierund-
zwanzigsten Propste, Kaspar Schönauer (1562-1570), dem späteren Abte
von Selau und Obrowitz, ging es dem Stifte zwar etwas besser, aber die
Zahl der Nonnen war sehr zurückgegangen.
Bei dem Regierungsantritt des nächstfolgenden Propstes Urban (1570
bis 1595) waren nur mehr vier Chorfrauen vorhanden. Im Jahre 1596 zog
Abb. 12. Benediktinerstift Raigern
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