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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 4

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An der östlichen Schmalseite, zwischen den beiden anderen Thürmen, befinden sich die 
drei auf doppeltem Sockel ruhenden Apsiden. Die untere Basis ist einfach, die obere zeigt 
attische Gliederung. Die nach dem Sanctnarium und der Unterkirche gehenden Fenster der 
Apsiden sind ganz einfach, verjüngen sich nach innen und haben ungegliederte Leibungen. 
Auch die Wände der Apsiden waren durch keine Lisenen belebt. Hingegen zog sich unter 
dem Gesimse der Apsiden ein reich ausgebildeter Rundbogenfries entlang, dessen sämmtliche 
Bogen auf verschieden gestalteten, zum Theil als Thierköpfe gebildeten Tragsteinen ruhten. 
Längs den nach der Unterkirche führenden Treppen und um die Eingangsöfsnung 
her waren die Wände mit Reliefs bedeckt, die in schön gearbeiteten, mit Pflanzenmotiven 
und Thierfiguren geschmückten Rahmen Scenen aus dem alten und neuen Testament 
darstellten. Sie sind größtentheils vernichtet. Die erhaltenen Bruchstücke lassen folgende 
Darstellungen erkennen: das erste Menschenpaar im Paradiese; die drei Weisen aus dem 
Morgenland, in einem Prachtbette schlafend, wobei ihnen im Traume statt eines Engels 
ein Krummschwert die dem neugeborenen Christus drohende Gefahr verkündet; Herodes 
sieht, auf einem Thrvne sitzend, dem bethlehemitischen Kindermord zu; Maria und Josef 
fliehen mit dem Kinde nach Egypten. In einer zweiten Reihe führt eine Gestalt den blinden 
Simson; Simson reißt einen Baum sammt der Wurzel aus und die Vögel flüchten ans 
einem auf dem Baume befindlichen Neste; Simson hebt das durch eine Säule angedeutete 
Thor der Stadt Gaza aus; Simson stürzt die Säule des Palastes der Philister um. 
Über der Eingangsöffnung sieht man die Hirten Geschenke darbringen; die Weisen aus 
dem Osten huldigen dem neugeborenen Erlöser und statten Herodes ihren Besuch ab. Diese 
Episoden aus der Geschichte des ersten Menschenpaares, Simsons und Christi stellen es 
außer Zweifel, daß die sogenannte typologische Darstellung von Ereignissen des alten 
und neuen Testaments den Gegenstand der Reliefs bildete. Eine so erfindungsreiche und 
mannigfaltige Gestaltung ist sonst aus der romanischen Kunstepoche nicht bekannt. Aller 
dings bleiben Gestaltungskraft und technisches Können hinter der lebhaften Phantasie, 
welche diese Bruchstücke kennzeichnet, zurück. Der Meister wollte mehr als er konnte. 
Immerhin aber sind die Figuren lebhaft und ausdrucksvoll bewegt, so namentlich der 
blinde Simson, der die linke Hand auf die Schulter seines Führers legt und mit dem 
Stab in seiner Rechten unsicher umhertastet. Das Nämliche gilt von der Huldigung 
der drei Weisen. Hinsichtlich der Entstehungszeit und Urheberschaft dieser Reliefs sind 
die Meinungen getheilt. Die Lebhaftigkeit der Geberden läßt vermuthen, daß der Ver 
fertiger einer Schule angehört habe, die im XII- oder XIII. Jahrhundert bereits die 
Wirklichkeit beobachtete, die geschickte Anordnung aber deutet auf den Einfluß von Werken 
der elastischen Zeit. Dieser letzte Umstand macht den italienischen Ursprung des Meisters 
wahrscheinlich.
	        
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