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Im Jahre 1615 erhielt er die Abtwürde und regierte in Emaus bis
zur Übersiedlung des ganzen Konvents im Jahre 1635 in das Kloster
St. Nikolaus in Prag. Es folgten dort auf ihn noch zehn Äbte, bis im
Jahre 1785 unter dem Abte Emilian Mühlzwengel durch die Aufhebungs-
akte Kaiser Josefs II. der Schlußpunkt gesetzt wurde.
Das alte Kloster Emaus war nach dem Wegzug der Benediktiner unter
Abt Baworovsky mit spanischen Benediktinern besiedelt worden, die von
Wien hierher versetzt wurden.
Als die spanische Infantin Maria, eine Tochter des Königs Philipp III.
von Spanien, zur Vermählung mit Ferdinand III. im Jahre xözg nach
Deutschland reiste, pilgerte sie zuvor nach dem als Wallfahrtsort berühmten
Benediktinerkloster B. Mariae de monte serrato, das nordwestlich von
Barcelona auf dem Berge Montserrat gelegen ist. Der Abt bat die Prinzessin,
einen seiner Mönche mit nach Deutschland senden zu dürfen, damit er auch
dort die Verehrung Unserer Lieben Frau von Montserrat einführe. Der zu
diesem Zwecke mitgegebene Pater erkrankte aber auf der Reise und mußte
durch einen andern ersetzt werden; es war dies der gelehrte Pater Benedikt
Peüalossa de Mondragon. Er wurde Prior des in Wien 1633 errichteten
Benediktinerklosters Unserer Lieben Frau von Montserrat vor dem Schotten-
tore (Schwarzspanierstraße) und errang sich als solcher bei allen, hoch und
niedrig, Hochachtung und Liebe. Besonders schätzte ihn Albrecht von
Waldstein (Wallenstein), I-Ierzog von Friedland sehr, der ihm zuliebe sogar
ein großes Benediktinerkloster auf dem Waldsteinischen Gute Bösigö in
Böhmen errichten wollte. Der Tod des Herzogs im Jahre 1634 verhinderte
die Durchführung dieses Planes. Peiialossa war über den Tod des Herzogs
sehr betrübt, doch tröstete ihn der Kaiser mit dem Versprechen, daß er nun
selbst ein Kloster errichten werde. Und so geschah es auch.
Der Kaiser hatte zur Zeit der Schwedenkriege ein Gelübde getan, der
Mutter Gottes von Montserrat, wenn sie ihm in diesem Kampfe hilfreich
beistehen würde, ein Kloster zu erbauen, und zwar am Weißen Berge bei
Prag. Als ihm dann der Erzbischof von Prag davon abriet und das damals
nur von vier Mönchen bewohnte Emaus in Vorschlag brachte, entschloß
sich der Kaiser, dieses Kloster für die „Schwarzspanier" genannten
spanischen Benediktiner einrichten zu lassen. Nach längerem Verhandeln
verließen, wie bereits früher erwähnt, die dort seßhaften Benediktiner das
Kloster Emaus und siedelten nach St. Nikolaus über, während die spanischen
Mönche, vorläufig sechs an der Zahl, am 15. April 1636 in Emaus ihren
Einzug hielten.
"' Die Burg Bösig oder Bezdez liegt auf dem höchsten Punkt der Hochebene von Weißwasser und war
von Karl IV. im Jahre x35o unter die unverkiuflichen Krongilter aufgenommen worden, doch wechselten dessen-
ungeachtet sehr häufig ihre Besitzer. Albrecht von Waldstein errichtete dort ein Augustinerkloster „Kloster der
Himmelfahrt der seligsten Jungfrau Maria", das er aber später nach Weißwasser verlegte. Nach dem Tode
Wallensteins üel die Burg wieder der Krone zu und Ferdinand III. schenkte sie dem Kloster Emaus.
l Nachdem durch mehrere Jahre ein italienischer Mönch als Einsiedler dort gehaust, wurde im Jahre r666
die Burg als Kloster von Emaus besiedelt und einem Prior unterstellt. Bösig besaß einen großen Ruf als Wall-
fahrtsort. Unter Kaiser Joaef II. wurde 1785 das Idoster gesperrt.