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das infolge der Hussitenkriege seit 1431 unbesetzt war und keine ent-
sprechenden Einkünfte besaß. Kaiser Rudolf II. wandte sich diesbezüglich
an Papst Gregor VIIL, jedenfalls mit Wissen und Willen des Prager
Erzbischofs, und brachte es dahin, daß Ossegg sowie das Kloster der
Wächterinnen des Heiligen Grabes zu Schwatz (Svetec) bei Teplitz (gegrün-
det xzoo), ein weiblicher Zweig der Kreuzherren mit dem roten Kreuz am
Zderas in Prag, im Jahre 1580 dem Prager Erzbistum als sogenanntes Tafel-
gut zugesprochen wurde. Die in Ossegg wohnenden sechs Zisterzienser-
mönche fanden im Stifte Königssaal Unterkunft.
Einer der Erzbischöfe von Prag, Karl Freiherr von Lamberg, mochte
vielleicht befürchten, daß dieses ungerechte Vorgehen gegenüber dem
Zisterzienserorden in kurzer Zeit eineRemedur erfahren könnte, weshalb er
zur Sicherung des Be- le erwähnte Johannes
sitzes eine große Zahl Lohel, vorher Abt von
von Originalurkunden Strahov, ein frommer
des Stiftes Ossegg, die undauch rechtlichden-
sich auf Besitz, Bestä- kender Kirchenfürst,
tigung, Rechte und kam bei genauer Prü-
Privilegien bezogen, fung des Sachverhalts
einfach verbrennen zur Überzeugung, daß
ließ. Nur einige Doku- die Güter des Stiftes
mentesollen voneinem Ossegg dem früheren
Kellerschreiber geret- Eigentümer unrecht-
tet worden sein. Lam- mäßig entzogen wor-
bergs Nachfolger auf den waren, und er
dem erzbischöflichen Abt, „_ machte sofort in Rom
Stuhle zu Prag, der Wßyvfn M Süffß Omas unwrKßietIn diesbezügliche Schritte,
bereits an anderer Stel- 3mm von Bmunmd (xmhmß) daß diese ungerechten
Entziehungen wieder rückgängig gemacht werden. Der Erzbischof hätte
vielleicht sein Ziel erreicht, wenn nicht der Dreißigjährige Krieg dies
verhindert hätte, der unter anderm auch Ossegg dem Erzbistum Prag entriß.
Nach der Schlacht am Weißen Berge am 8. November 1620 kam Ossegg
wieder in den Besitz des Erzbistums zurück, aber die begonnene Restitution
von Ossegg konnte Erzbischof Lohelius nicht vollenden, weil er am 2. No-
vember 1622 aus dem Leben schied. Nun wurde der damalige Abt von
Königssaal, Georg Urat, zugleich Visitator und Generalvikar des Zister-
zienserordens, bei Kaiser Ferdinand II. in dieser Angelegenheit vorstellig,
worauf der Kaiser am 4. Dezember 1622 dem Statthalter von Böhmen befahl,
"das Stift Ossegg sofort zu restituieren. Unerwarteterweise fand diese Ver-
fügung einen heftigen Gegner in der Person des Prager Erzbischofs Ernst
Grafen Harrach, der sich auf sein geringes Einkommen berief, das ihm nicht
erlaube, Ossegg herauszugeben. Weil nun der Erzbischof trotz allen Vor-
Stellungen" nicht nachgeben wollte, erfolgte am r4. September 1624 mit
Wissen des Papstes Urban VIII. ein Restitutionsbefehl an den Erzbischof,
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