Prämonstratenser-Chorherrenstift Strahov," oder Berg Sion" in Prag"
(Kralovskä kanonie i-ädu Praemonsträtii na Strahovö, jinak I-Iora Sion, v
Praze) - Regia Canonia ordinis Praemonstratensis Strahov, alias Mons Sion,
Pragae - war auf Veranlassung des Olmiitzer Bischofs Heinrich Zdik
(1- 25.Juli 1151), der selbst dem Prämonstratenserorden angehört hatte, von
dem Herzog, späteren König von Böhmen, Wladislav II. und dessen erster
Gemahlin Gertrud (1- 4. August 1151) im Jahre 1140 gegründet worden. Auch
die beiden Bischöfe von Prag Johann I. und dessen Nachfolger Otto trugen
reichlich zu dieser Stiftung bei.
Das Generalkapital zu Premontre bewilligte 1142 die Besiedlung des
neuen Ordenshauses von seiten des Klosters Steinfeld in der Eifel. Der
Stiftungsbrief vom Jahre 1143 ist leider in Verlust geraten, doch ist noch das
Fragment einer Abschrift dieses Dokumentes aus dem Jahre 1410 im
Strahover Urbar vorhanden.
Der erste Abt von Strahov war Giezo oder Gezo I. (1143-1149), der
aus einem hohen deutschen Adelsgeschlechte stammte. Er war ursprünglich
Domherr zu Köln, dann in den Orden eingetreten, Chorherr im Prämonstra-
tenserstifte Steinfeld und verstand es, dem neuen Stifte in ganz kurzer Zeit
ein bedeutendes Ansehen zu verschaffen. Viele Bischöfe und Äbte gingen
aus dem Stifte Strahov hervor und verbreiteten den Ruf dieser geistlichen
Niederlassung. Der Abt stand bei dem Herzog Wladislav in besonderem
Ansehen und war dessen Ratgeber bei wichtigen Regierungsgeschäften. In
seine Zeit fällt die Errichtung des Prämonstratenserinnenklosters Doxan,
das von der Herzogin Gertrud 1141 gegründet wurde, des Stiftes Leitomischl
oder Mons Olivetus im Jahre 1145 und Selau 114g, sowie des Stiftes Chebdov
bei Krakau, das von dem Polenkönig Boleslav ins Leben gerufen wurde.
Wladislav II., seit 1158 König von Böhmen, ließ einen seiner Söhne,
Albert, späteren Erzbischof von Salzburg, im Stifte Strahov, seine Tochter
Agnes im Frauenstifte Doxan erziehen, welch beide Stifte von Anbeginn sich
der Erziehung des jungen Adels gewidmet hatten.
Im Jahre 1173 resignierte König Wladislav und verließ Prag. Er starb
am 16. Januar 1174 und wurde zuerst in der Kathedralkirche zu Meißen
beigesetzt, später aber nach Strahov überführt.
Unter dem gelehrten Abte Johann I. (125o+1266) war das Stift Strahov
ein beliebter Versammlungsort der geistigen Welt; deutsche und italienische
Gelehrte hielten sich gerne in Strahov auf, weil im Stifte die wissenschaft-
liche Tätigkeit eine hervorragende Piiege gefunden hatte. Leider traf das
geistig und materiell hochstehende Stift am 19. Oktober 1258 ein harter
Schlag. Durch die Unvorsichtigkeit eines jungen Geistlichen brach Feuer
aus, das in kurzer Zeit Stift und Kirche vollständig in Asche legte. Eine
"' Hier befand sich ursprünglich auf einer Anhöhe, vorn Volke Syzy genannt, eine Wache (Sträi) zum
Schutze der Reisenden. von welcher der spätere Ort seinen Namen struchovatsi : stieiiti (wachen), Strahov erhielt.
" Bischof Heinrich Zdik, der Veranlasser der Gründung, der Palästina besucht hatte und dort in den
Prärnonstratenserorden eingetreten war. benannte die Örtlichkeit „Berg Sion", weil sie große Ähnlichkeit mit
dem Berge Sion im Heiligen Lande besaß.