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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 6 und 7)

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Abb. z. Heiliger Nikolaus von Tilmann Riemen- 
Schneider im Luizpold-Museurn in Würzburg 
nicht durch Schweigen den Eindruck 
der Zustimmung zu erwecken, als viel- 
mehr im Interesse des Werkes selbst 
möchte ich seine Anschauung nicht un- 
widersprochen lassen. 
Wenn Ubell bündig erklärt, „der 
Stil des ganzen Werkes weist nach 
Franken", so bleibt er uns den Beweis 
schuldig. Der Gesamteindruck des Al- 
tars, sein Aufbau, seine Gliederung, die 
Anordnung seiner Figuren und Flügel- 
reliefs sind vielmehr nichts weniger wie 
fränkisch, wie ein einziger Blick auf den 
Marienaltar in Creglingen oder den Hei- 
ligen-Blutaltar in Rothenburg mit ihrem 
bewegteren Aufbau und den wesentlich 
veränderten Giebeltendenzen belegt. 
Meines Erachtens vergriff sich Ubell 
in seiner Riemenschneider-Theorie des- 
halb so schlimm, weil er - ähnlich wie 
sich Geistberger auf Webers „Riemen- 
Schneider" stützte - sich hauptsächlich 
darauf beschränkte, die Charakteristik, 
die Toennies uns von dem fränkischen 
Meister gibt, als Maßstab an den Kefer- 
markter Altar anzulegen, daß er also so- 
zusagen Toennies als Medium benutzte, 
statt, was doch das einzig Richtige ge- 
wesen wäre, den Altar und seine ein- 
zelnen Schnitzwerke der Reihe nach mit 
authentischen Arbeiten Riemenschnei- 
ders oder seiner Schule eingehend zu 
konfrontieren. Zwei oder drei Figuren 
oder Typen in Parallelen einander gegen- 
übergestellt - ich meine auch bei der 
Drucklegung -- hätten. zum mindesten zu Zweifeln, ja zur Ablehnung der 
Anschauung Geistbergers führen müssen. Wir wollen hier zunächst das 
Versäumte nachholen. 
Riemenschneiders Gestalten sind durchwegs zarter, weicher, feiner 
organisiert als die kräftigeren, männlicheren, robusteren Figuren des Kefer- 
markter Meisters, und zwar nicht nur im Gesamthabitus, sondern mehr 
noch in den Typen und in den Händen. Wie ganz anders, viel zierlicher 
proportioniert erscheint zum Beispiel die Münchener heilige Barbara mit 
ihrem kleinen schmalen Kopf, dem schmächtigen Oberkörper und seinen
	        
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