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beider Neuerungen, repräsentiert also einen älteren Typ und ist deshalb
wohl vor 1498 zu setzen. Noch einen älteren Eindruck macht dem Georg
gegenüber der Harnisch des heiligen Florian mit den gegen Ende des Jahr-
hunderts immer seltener werdenden Beintaschen. Also wird man auch aus
kostümlich-waffengeschichtlichen Gründen, zumal im Zusammenhang mit
den obenangeführten Daten mit dem Altar ohne weiteres in die Zeit kurz
vor 1495 zurückgehen dürfen. jedenfalls sind die beiden Rüstungen für die
von Ubell angenommene Entstehungszeit des Altars in den Jahren 1505 bis
Abb. 10. Engel vom Münnerslädter Altar, jetzt im Bayerischen Nationalmuseum in München. Von Tilmann
Riemenschneider
1510 vollkommen unmöglich. Übrigens spricht auch der Zierschritt des
heiligen Georg für das letzte Viertel des XV. Jahrhunderts.
Stets wenn man die Kirche in Kefermarkt und ihren Altar in den Kreis
kunstgeschichtlicher Betrachtung und Würdigung zog, gedachte man dabei
auch der idyllischen Wallfahrtskirche in St. Wolfgang im Salzkammergut,
die, wie man allgemein annimmt, Christoph von Zelking zur Errichtung
der ,,Konkurrenz-Wallfahrtskirche" in Kefermarkt anregte. Was lag dabei
näher, als daß man auch den Hochaltar von St. Wolfgang, Michael Pachers
Meisterschöpfung, die schon damals als das größte und glänzendste Altar-
Werk von aller Welt bewundert worden sein muß, zum verlockenden Vor-
bild für den Hochaltar der neuen Wallfahrtskirche wählte. 1481 hatte
Pacher sein Werk vollendet, kaum zehn bis fünfzehn Jahre später entstand
der Altar zu Kefermarkt.
Wie ohne weiteres ersichtlich, ist der Gesamtaufbau der beiden Altäre
im wesentlichen derselbe. Hier ist jedoch gleich zu bemerken, daß die
geschmacklose und unorganische Aufstellung der beiden Ritterheiligen Georg
und Florian auf den Oberkanten der Flügel und zwischen zwei Baldachinen
selbstredend nicht die ursprüngliche, beziehungsweise ursprünglich geplante