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Königs Georg von Podebrad und auch Wladislavs, die ihn sehr protegierten,
doch wurden seine letzten Tage durch hussitische Unruhen arg getrübt.
Im Jahre 1486 wurde Strahov abermals von den I-Iussiten geplündert, die
Konventualen vertrieben, der Abt gezwungen, sich in die Königsburg am
I-Iradschin zu flüchten, wo er auch starb.
Die nachfolgenden Äbte gingen meist nicht aus dem eigenen Kloster
hervor, sondern wurden von auswärts, aus den Prämonstratenserstiften Tepl
oder Klosterbruck berufen. Es fand ein starker Wechsel auf dem äbtlichen
Stuhle statt; von 1486 bis 1560 kann man zehn Äbte nachweisen.
In dieser trüben Zeit und bei den verworrenen Zuständen, die damals
überall herrschten, gelang es einem vollständig Fremden, den äbtlichen Stuhl
in Strahov für sich zu erobern. Jakob von Stemowitz, ein ehemaliger Soldat,
später I-Iofkaplan des damaligen Statthalters von Böhmen, des Erzherzogs
Ferdinand, wußte sich diese Stellung zu erschleichen und dieselbe gründlich
auzunutzen. Durch seine Mißwirtschaft kam Strahov in kurzer Zeit an den
Rand des Abgrunds und schien unrettbar verloren zu sein. Erst im Jahre
157g wurde der Eindringling vertrieben und nach Tepl verbannt.
Die zwei nächstfolgenden Äbte, Matthias II. Gel und Andreas II. Werner,
hatten einen schweren Stand, aber es gelang ihnen doch, das hart mit-
genommene Kloster über Wasser zu halten.
Mit Johann X. Lohel (Lohelius), einem Chorherrn aus Tepl (15867- 1612),
begann endlich auch eine glücklichere Zeit für das arme Stift. Es gelang dem
Abte, sich bei Kaiser Rudolf II. und einer großen Zahl von Großen des Landes
sehr beliebt zu machen, so daß sie ihn auch reichlich unterstützten, als er
daranging, das herabgekommene alte Stift wieder aufzurichten und in die
Höhe zu bringen. Unterstützt vom Kaiser baute er die Stiftspfarrkirche
St. Rochus, renovierte das Stift und die Konventskirche, legte auch im Jahre
1594 die jetzt so weltberühmte Bibliothek von Strahov an. Im Jahre 1587
zum Generalvikar des Ordens für die Länder der böhmischen Krone sowie
fiir Österreich, Ungarn und Polen ernannt, gewann der
fromme und gelehrte, aber auch kluge Abt immer mehr
an Einfluß und Macht, die selbstverständlich auch
seinem Stifte zugute kamen.
Nachdem in Strahov bei dem Antritt seiner äbt-
lichen Regierung nur mehr zwei Chorherren vorhanden
waren, gründete Abt Johann dortselbst ein Seminar -
Collegium Norbertinum - und berief fünf tüchtige
Chorherren aus dem Mutterkloster Steinfeld am Rhein
als Lehrer nach Strahov, die den Nachwuchs für sein
Kloster heranzubilden hatten.
Im Jahre I58g wurde die verwaiste Kanonie von
Selau vom Kaiser Rudolf II. Strahov zugewiesen, und
von diesem Zeitpunkt an dürfte auch das Wappen des
Abb. z. Wappen von Strahov
unter Abt Johann X. Lohe- _ _ . _
lius (um 1595) Stiftes Selau, zwei gekreuzte goldene Schlüssel 1m