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Volltext: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts : ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Band 2: Hochbau und Architektur, Plastik und Kunstsammlungen

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Wohngebäude. 
fach konstruktive Details erläutert, und auch in der Bau 
ordnung vom Jahre 1883 die Aufzüge überhaupt keine Er 
wähnung finden.) Erst mit der Nutzbarmachung der Elek 
trizität zum maschinellen Betrieb war die Möglichkeit einer 
ausgedehnteren Anwendung von Aufzügen gegeben. Der 
stetige Fortschritt in der Technik, welcher bei erhöhter 
Sicherheit nunmehr die Inbetriebsetzung der Maschine ver 
einfacht, und überdies billige, nur geringen Raum bean 
spruchende Anlagen gestattet, bringt es mit sich, daß jetzt 
in vielen Wohnhäusern, auch der Vorstädte, Personenaufzüge 
zur Verfügung stehen. 
Die Konstruktion der Fenster ist durch die klimati 
schen Verhältnisse Wiens (heftige Winde) bedingt. In dieser 
Hinsicht sind die von alters her überkommenen doppelten 
Fenster, deren äußere Flügel in der Mauerflucht liegen und 
nach außen aufschlagen, sehr zweckmäßig, für die Fassaden 
wirkung jedoch unvorteilhaft. So ist denn jetzt ein doppelter 
Verschluß, dessen sämtliche Flügel nach innen zu öffnen 
sind, die usuelle Ausführung. Hierbei werden die beiden 
Glasflächen in einem Abstande von 16 bis 20 cm angeordnet, 
da erwiesenermaßen eine weniger tiefe Luftschichte (wie 
z. B. bei aneinanderliegenden Flügeln) keinen entsprechen 
den Schutz gewährt. Schubfenster bedingen einen, wenn 
auch geringen Spielraum in der Führung, werden daher mit 
Vorteil nur an windgeschützten Stellen verwendet. Die Per- 
siennes, hier Jalousien genannt, und Vorhänge (Flachen) 
werden am Sturze des Fensterstockes, oft in einem über 
höhten Kasten, zwischen den beiden Verschlußflächen, an 
gebracht. Rollbalken aus Holz oder Eisen, vor der äußeren 
Glasfläche liegend, werden meist nur dort angewendet, wo 
es sich um besonderen Schutz handelt. 
Von den den inneren Ausbau des Wohnhauses be 
treffenden Einrichtungen mögen noch die auf die Feuer 
stellen, die Beleuchtung und die Versorgung mit Wasser 
bezughabenden Vorkehrungen Erwähnung finden. 
Gegenüberden älteren Herdkonstruktionen ist mit 
dem kompendiösen, in der Benützung Zeit und Geld spa 
renden Gasherde ein gewaltiger Schritt nach vorwärts getan. 
Derselbe konnte allerdings bisher noch nicht allgemein 
Eingang finden, da erst die jüngster Zeit erfolgte Verbilli 
gung des Heizgases (14 h pro Kubikmeter) dessen öko 
nomische Vorteile zur Geltung bringt. Ebenso steht zu 
hoffen, daß die alten Öfen (meist Tonöfen) nunmehr durch 
die Gasheizkörper verdrängt werden und somit die Ver 
pestung der Luft, wenigstens in den Wohnbezirken, eine 
Verminderung erfahre. Zentralheizungen gelangten nur in 
wenigen größeren Gebäuden und Wohnhausgruppen zur 
Ausführung. Die Einbürgerung der Gasheizung, welche den 
individuellen Bedürfnissen der Bewohner besser Rechnung 
tragen läßt, dürfte künftighin einer häufigeren Anwendung 
von Zentralheizungen entgegenstehen. 
In der Beleuchtungsfrage wogt noch immer der Kampf zwischen Gas- und elektrischem 
Lichte, und es wird noch geraume Zeit verstreichen, bis zu den hygienischen Vorteilen der 
elektrischen Beleuchtung sich auch die ökonomischen gesellen und so dieser zum Siege ver 
helfen. Dermalen ist das Gasglühlicht noch wesentlich billiger (1 m 3 Leuchtgas 19 h) als das 
elektrische Glühlicht, wie es für den normalen Wohnungsbedarf in Frage kommt (1 Hekto 
watt 7 h). Nur dort, wo mit den sanitären Forderungen das Bedürfnis nach Komfort Hand 
in Hand geht, verhilft dies dem elektrischen Lichte zu weiterer Verbreitung. 
Abb. 635. Fassadendctail vom Mattonihof. 
W Wohn räume. 
VZ Vorzimmer. 
K Küchen. 
D Dienerzimmer. 
Abb. 636. Mattonihof. Erster Stock. 1:600.
	            		
Städtische Miethäuser. 415 Die Versorgung der Stadt mit Wasser (siehe Bd. I) geschieht seit Ende des Jahres 1873 durch die Hochquellenleitung. Der in dem Rohrnetz herr schende Druck gestattet die Zuführung des frischen, klaren Gebirgsquellwassers bis in die höchstgelegenen Wohnungen der Stadt. In den besseren Wohngebäuden finden wir die Auslaufmuscheln in den einzelnen Wohnungen, in den einfachen Häusern der Vororte für die Bewohner je eines Stockwerkes gemeinsam auf dem Korridor. Für die vorgeschriebene Wasser spülung der Aborte, sowie für die Bäder besteht seit einigen Jahren eine von der Trinkwasserleitung ge sonderte Nutzwasserleitung, welche bei billigeren Konsumtaxen die Wohltat erfrischender Bäder für weitere Kreise ermöglicht. Die Wasserbezugspreise sind bereits in Bd. I besprochen. Die Ableitung der Bade- und Spülwässer hat unter Anwendung von Geruchverschlüssen (Siphons) zu erfolgen. Die Entwässerung wird zumeist durch glasierte Steinzeugrohre bewirkt, seltener durch ge mauerte oder betonierte Kanäle. Die einzelnen Stränge sind an geeigneten Stellen mit Reinigungsschächten zu versehen. Die Führung von Ableitungen unmittelbar unter Parterrewohnräumen wird nur ausnahmsweise und unter Vorschreibung besonderer Sicherungen (weitere, undurchlässige Umhüllungen) gestattet. Für die Ventilation der Kanäle ist durch über Dach ge führte, VOm Mauerwerk möglichst isolierte Rohre Oder Abb. 637. Miethaus VI., Magdalenenstraße. Schachte Vorsorge zu treffen. Zu diesem Zwecke werden die Abortschläuche über Dach geführt. Von den weiteren technischen Einrichtungen eines Wohnhauses wäre noch der Kehricht abwurf zu nennen. Dieser besteht aus einem Blech-oder Tonschlauch (innen glasiert), dessen ir r -11111 ji 11 jyjjJliiJ 1111:111 Abb. 638. Wohnhausgruppe VI., Magdalenenstraße.
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