ist nicht gut möglich, weil dieser König für das Land
Böhmen nicht den Löwen, sondern noch den brennen-
den Adler als Wappenbild geführt hatte. Die goldenen
Lilien im ersten Felde dürften aus dem Wappen des
Prämonstratenserordens, die silbernen Rosen im vierten
Felde aus dem Wappen des Stiftes Mühlhausen ge-
nommen worden sein; vollkommen sichere Angaben über
diese Wappenvermehrung konnte ich leider nicht erhalten.
Ein durch seine Gelehrsamkeit berühmter Abt war
Hieronymus I. von I-Iirnhaim (1670-1679), der auch
schriftstellerisch tätig war und besonders die Kloster-
bibliothek ins Herz geschlossen hatte. Er erbaute den
3'213 N2 5222132 heute als alten Saal bezeichneten Bibliotheksraum,
srxann SILOENSXS das Collegium Norbertinum, wo er eine neue schöne
St. Norbertikirche errichtete und eine Lehrkanzel für
Kirchenrecht gründete. Die nachfolgenden Äbte arbeiteten in diesem Sinne
weiter und Strahov hatte das Glück, stets tüchtige und gelehrte Männer
an seiner Spitze zu sehen.
Abt Gabriel Kaspar (1741-1764) hatte eine traurige Zeit mit seinem
Stifte durchzumachen. Gleich zu Beginn seiner Amtstätigkeit brach der erste
Schlesische Krieg los, der dem Stifte arg mitspielte. Im Jahre 1742, vom
29. August bis zum 13. September, war das Stift dem Feuer von Feind und
Freund ausgesetzt, weil es unglücklicherweise zwischen den Stellungen
beider lag. Stift und Kirche sanken dabei in Trümmer. Vierzig Jahre darauf
begannen die Klosteraufhebungen Kaiser Josefs II., und so manches Ordens-
stift wurde aus der Zahl der Existierenden gestrichen, so die Prämon-
stratenserstifte Chotieschau, Doxan, Hradisch, Obrowitz, Klosterbruck und
das Priorat Mühlhausen. Das Collegium Norbertinum und sogar das
Strahover Armenspital wurden von der Behörde gesperrt.
Abt Wenzel II. Mayer (1779-1800), der während dieser Regierungs-
aktionen an der Spitze von Strahov stand, wurde von den übrig gebliebenen
Prämonstratenserstiften in Österreich 1789 zum Präses und Visitator ernannt.
In den Jahren 1782 bis 1794 erbaute er den sogenannten neuen Bibliotheks-
saal, in dem die prachtvollen Bücherschränke aus dem aufgehobenen Stifte
Klosterbruck eingestellt wurden. Sehr verdienstvoll um den Unterricht zeigte
sich Abt Milo Grün (1804-1816), der im Jahre 1807 ein Gymnasium in
Saaz gründete und 1812 Rektor der Universität in Prag gewesen war. Auch
Benedikt Pfeiffer (1816-1834) bekleidete 1825 die Würde eines Rektors der
Universität. Unter ihm war der Chorherr Hugo Seykora als vortrefflicher
Maler besonders auf architektonischem Gebiete tätig.
Benedikts Nachfolger, Hieronymus XI. Zeidler (1834-1870) wurde fünf-
mal zum Rektor der Prager Universität gewählt und gründete die Bilder-
galerie in Strahov.