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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 6 und 7)

Porträtgruppe ist so ohne inneres und äußeres Gleichgewicht, daß sie bei einem Erdbeben 
aufgenommen zu sein scheint. 
In summa: Es soll den Refusierten der Sezession, nachdem sie haben ihre Arbeiten 
sprechen lassen, alle Gerechtigkeit widerfahren, aber das Recht auf den Namen „die 
refusierte Sezession", den sie sich zuerst gaben, dies Recht kann man der Gruppe weder 
der Quantität noch der Qualität nach zugestehen. 
ERLIN. AUSSTELLUNG VON I-IOLZBILDI-IAUERARBEITEN. 
Ein Komitee hat sich begründet, ihr aufzuhelfen und ihre Produktion, vor allem auch 
das handwerkliche Nachschaffen neu anzuregen. Die Ausstellung aber, die eben im Künstler- 
haus eröHnet ward und Zeugnis ablegen soll, zeigt keine sehr starken Gesichte. Und man 
erinnert sich, daß man, auch ohne solche Künstlervereinsmeierei, von Ignatius Taschner, 
besonders aber von Barlach, der ein so tiefes Wissen von dem Wesen des Holzes hat, 
großzügige und materialgerechte Skulpturen sah. Hier jedoch überwiegt eine gerade bei 
diesem Stoff fatale Flauheit, Süßlichkeit, Spielerei und Leere. 
Und am peinlichsten wirkt, daß so oft der Holzcharakter fad verwässert oder grell 
verschminkt wird. Das hat nichts mit der lieblich-frohen Buntbemalung oder der rauch- 
dunklen Vergoldung unserer alten Meister zu tun, sondern ist üble bijouteriehafte 
Dekoration, die den Stoff verfälscht. 
Wie Bazar-Terrakotten sehen manche Stücke drein im hellgrün und himbeerfarbigen 
Anstrich. Daß darunter Weißbuche oder Linde steckt, das spricht sich nicht naturhaft aus. 
Motive und Gestaltung gerieten überwiegend konventionell, mythologisch, genrehaft, 
nippesniedlich. Da gibt es schönmachende Dackel, verkrampfte Genienmädchen an einen 
Uhrkasten gelehnt, steife sterbende Achille und Amazonen, Maskeraden und Künstler- 
festfigurinen wie Edelfräulein, Lautenspielerin und Dudelsackpfeifer fürs Paneelsofa der 
guten Stube aus den siebziger Jahren. 
Es sei auch einiges Gute notiert. Ein bogenschießender Kentaur, bei dem das 
Scheckige des Pferdeleibes echt aus den Mitteln des Holzes herausgeholt ist, von Albert 
Husmann; die physiognomischen Studien von Gotthard Sonnenfeld, einem der Führer und 
Leiter der Meisterkurse fir Holzbildhauerei, die Porträtbüsten katholischer Kirchenfürsten 
von Walter Schott voll Pomp und Gravität, der hagere Bischof Wigger von Brandenburg 
mit dem streitbaren Gesicht der ecclesia militans und der feiste Otto von Bamberg, der an 
die üppige Mahlszene im Götz denken läßt. 
Die meiste Qualität haben einige Tierplastiken: Peter Preuers Elefantengruppe aus 
Makassar-Ebenholz mit Elfenbeinstoßzähnen, in der Art der bekannten indischen Import- 
arbeiten. Viel origineller aber die Paviane und Mandrille von dem Tiroler Anton Puchegger, 
höchst charakteristisch in den eingefalteten, vermantelten Hockstellungen, und der lebendig 
aus dem schwarzen Ebenholz und gelbem Buchsbaum geschnitzte „Mitteltukan"-Vogel 
mit dem gelbem Hakenschnabelkopf im dunklen Gefieder. F. Poppenberg 
BRESLAU. JAHRHUNDERTAÜSSTELLÜNG. Am 2o.v. M. wurde durch den 
deutschen Kronprinzen die Jahrhundertausstellung in Breslau feierlich eröffnet. Wir 
werden über dieses großartige Ausstellungsunternehmen späterhin ausführlich berichten. 
EIPZIG. INTERNATIONALE BUCI-IFACI-IAUSSTELLUNG 1914. 
Am 23. v. M. fand unter dem Vorsitze des vom Arbeitsministerium ernannten Präsi- 
denten der österreichischen Ausstellungsgruppe Christoph Reisser im Österreichischen 
Museum die konstituierende Sitzung des Exekutivkomitees statt, zu der in Vertretung des 
Ministeriums für öffentliche Arbeiten Ministerialrat I-Iaas, ferner Präsident Dr. Faber, der 
Direktor der Universitätsbibliothek Hofrat Dr. Himmelbaur, der Direktor des Museums 
Hofrat Dr. Eduard Leisching, der Direktor des Gewerbefdrderungsamtes Hofrat Vetter, 
der Direktor der Kunstgewerbeschule Professor Alfred Roller, der Sekretär der Handels-
	        
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