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offenbar ein Porträt, heißt das zweite Werk, ein Männerkopf, von dem nur das Gesicht
nach oben zu aus einer großen Steinmasse wie aus einem Kissen hervorragt.
Saint-Marceaux stellt einen lebensgroßen Entwurf für das Monument zu Ehren des
verstorbenen Forschungsreisenden Duc d'Uzes aus. In seiner ungezierten Art dürfte dieses
Werk in der richtigen Umgebung ganz vorteilhaft wirken.
Eine Serie guter Arbeiten ist von dem russischen Künstler Aronson; man bemerkt ins-
besondere die sehr ausdrucksvolle Figur, welche die Verzweiflung verkörpert (le desespoir).
Die Büsten von Arnold Rechberg, darunter ein Porträt der Infantin Eulalie, sind
sehr gelungen.
Von den Künstlern aus der Monarchie, welche sich in Paris eine Stellung erworben
haben, ist vor allem l-Ienri Kautsch zu nennen, dessen Plaketten und Medaillen wie immer
vorteilhaft zur Geltung kommen. Renee von Vranycsany ist in stetern Fortschritt, wie es
ihre diesjährige Bronzestatuette einer Tänzerin beweist. Das Pomät der Gräfin Colloredo-
Mannsfeld von Hugo Zwinz ist eine sehr gute künstlerische Leistung.
Edouard Marcel Sandoz hat uns wieder mit drei vorzüglichen Stücken erfreut. Seine
drei Tänzerinnen „en plein rhythme" (Fragment eines Frieses) zeigen eine ungemein
schwungvolle Bewegung. Eine sitzende Figur in schwarzem Marmor ähnelt einer antiken
Götterstatue und ist mit „]eunesse" betitelt. Ebenso interessant ist das Projekt für einen
Brunnen von demselben Künstler.
Die kunstgewerblichen Arbeiten kommen im Salon nicht sehr zur Geltung, obwohl
ihnen eine eigene Abteilung eingeräumt ist. Mit wenigen Ausnahmen finden wir hier
zumeist bekannte Künstler, über die ich an andern Stellen schon eingehend berichtet habe.
Es sind keine Wohnungseinrichtungen vorhanden, nur vereinzelte kleine Möbel, sonst
zumeist Stickereien, Schmuck, Spitzen, Lederarbeiten und Kunstsächelchen verschiedener
Art. In diesem Salon wird das Hauptinteresse den zahlreichen Sälen mit Bildern
zugewendet. Th. de Kulmer
PRAG. JAHRESBERICHT DES KUNSTGEWERBLICHEN MU-
SEÜMS. Der kürzlich erschienene Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1912
bringt an der Spitze die Mitteilung über die Feier des 70. Geburtsfestes des kaiserlichen
Rates ]osef Ritter von Wohanka, der sich um das Gedeihen des Institutes große
Verdienste erworben hat, und beginnt sodann mit dem Berichte über die Vermehrung
der Sammlungen, die sich auf 326 Nummern erstreckt, von denen 56 auf Geschenke
entfallen. Besonders bemerkenswert sind darunter ein Miniaturbildnis Rudolfs II.. zwei
Emailplättchen von Wenzel Chudy, 90 Eßbestecke aus der Sammlung Lamberg, ferner
eine Anzahl chinesischer Aquarelle und japanischer Farbenholzschnitte, endlich die
Erwerbung einer Reihe von modernen kunstgewerhlichen Objekten.
Die Besucherzahl belief sich auf 19.226 Personen. Der Bestand der Bibliothek hat
namentlich durch Erwerbungen aus der Bibliothek Lanna (x92 Werke, darunter zahlreiche
Prachtwerke) einen bedeutenden Zuwachs erfahren. Im ganzen wurde die Bibliothek um
360 Werke vermehrt. Wie alljährlich fand auch im Berichtsjahre ein Zyklus von öEent-
lichen, unentgeltlich zugänglichen Vorlesungen statt, und ebenso wurden die üblichen
Preisausschreibungen veranstaltet. Nebst der vom r. Dezember bis r. jänner dauernden
Weihnachtsausstellung fanden im Laufe dieses Jahres fünf verschiedenartige kleinere Aus-
stellungen im Museum statt.
OPOGRAPHIE DER KUNSTDENKMALE IM KÖNIGREICH
BÖHMENR" Nur in wenigen Bänden der böhmischen Topographie sind die Auf-
gaben, die eine moderne wissenschaftliche Gesellschaft mit einem solchen Programm zu
lösen hat, befriedigend durchgeführt; vielfach hat die Akademie die Bearbeitung kunst-
' Topographie der historischen und Kunsrdenkmale im Königreich Böhmen. Die königliche Hauptstadt
Prag: Hradschin. III. Die Kroninsignien des Königreiches Böhmen. Verfaßt von Dr. K. Chytil, Dr. A. Podlaha,