Allerweltsanschauung seiner Zeit hinaus zu einer selbständigen objektiven
Kunstbetrachtung.
Es lag nahe, daß Abt Simon Farcher von Seeon, der kunstfreundliche
Stifter des Aribo-Denkmals, auch für seinen eigenen Grabstein, der heute zu
Häupten des Stiftergrabes in der Barbarakapelle zu Seeon steht, Heiders
kunstfertigen und formgewandten Meißel in Anspruch nahm, denn als eine
Arbeit dieses Meisters haben wir das Denkmal unzweifelhaft anzuerkennenl
(Abb. 10 bis I2). Simon Farcher ist ähnlich dargestellt wie an der Aribo-
Tumba. Er steht unter einem reichen Kielbogen, in der Rechten hält er das
Abb. 8. Schmalseite des Sliftergrabes im Kloster Seeon
Pedum mit dickem Knauf und flott bewegtem Sudarium, in der Linken das
Missale. Die Füße setzt er auf einen Löwen, an dessen Kopf sich zwei kleine
Hunde zu schaffen machen. Ein Schalksnarr links unten hält mit der einen
Hand des Abtes Wappen, mit der andern greift er nach dem Pedum. Die
Inschrift, an den beiden Längsseiten von oben nach unten zu lesen, lautet:
„anno dorTij mille" cccc" xij" in die fab" (iani) et sebasti' (ani) E (martyri) syEö
abb's in Sewn das (dictus) forch" (forcher)? Der Grabstein dürfte nach
Maßgabe der Inschrift ähnlich einer Pseudotumba, wie wir sie noch in
Berchtesgaden kennen lernen werden, horizontal in die Mauer eingelassen
gewesen sein.
Die Figur des Abtes ist hier wesentlich sorgfältiger durchgearbeitet als
sein kleines, mehr dekoratives Bild an der Aribo-Tumba. Die Körperverhält-
" Die Kunstdenkrnale des Königreichs Bayern, l, 184i, und Tafel 236.
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