gemahnt an Aribos reich
gezatteltes Bahrtuch.
Aber wir lernen den
Meister Heider noch von
einer neuen Seite kennen.
Er gibt uns ein wirkliches
Bildnis, ein fast lebensgroßes
Porträt (Abb. I0). Nicht
steif und starr wie Aribo
tritt uns Abt Simon gegen-
über, sondern in lebens-
voller, wenn auch ruhig
lässiger Auffassung; durch
die Stellung der Füße er-
scheint der Körper leicht
geschwungen. Der Kopf
selbst offenbart wieder ganz
die Metallarbeit, überall
scharfe harte Züge ohne
Übergänge, so daß er ge-
genüber allen andern Tei-
len des Werkes etwas
Hüchtig und unvollendet
erscheint. Immerhin aber
ist die Persönlichkeit durch
das Doppelkinn, die Lippen
und die gut studierten Schläfen so genügend charakterisiert, um als Porträt
angesprochen werden zu können. Ein geradezu köstliches Stück ist der
Wappenhalter (Abb. 32). Wie er uns wirklich lächelnd aus seiner Gugel
heraus anblickt und dabei seine feinen Zähnchen zeigt, will als ein selten
prächtiges Beispiel profaner Kunst und seelischer Belebung seiner Zeit nicht
minder vollbewertet werden wie die Wappenengel an der Aribo-Tumba.
Farchers Grabstein überragt die Deckplatte des Aribo-Denkrnals künstle-
risch kaum, denn die monumentale Starrheit des Pfalzgrafen glaubten wir
auf eine bestimmte Absicht zurückführen zu sollen; die freier bewegte
Haltung des Abtes möchte ich deshalb weniger als einen Fortschritt,
sondern eher als eine neue Seite seines Könnens bezeichnen. Und müssen
wir auch die Absicht, in dem Kopfe Farchers ein Porträt zu geben, ebenfalls
als ein neues Problem des Meisters erachten, so erkennen wir in der Aus-
führung doch zugleich die Grenzen seines Könnens. Man fühlt das Ringen
mit der Natur; das Idealporträt Aribos zeigt bei völliger Gleichheit der
Mache nichts von jener zwangvollen Plage.
Nach der im wesentlichen einheitlichen Legende wäre zu schließen, daß
der Grabstein erst nach dem Tode des Abtes errichtet wurde. Dagegen
Abb. m. Vom Grabstein des Abtes Simon Farcher im Kloster Seeon