geben beide nur in der primitiven gravierenden Art schlichter Linien-
zeichnung die Gestalten der Verstorbenen, sind aber gerade hierin treffliche
Belege für die Eleganz, mit der man diesen zeichnerischen Stil zu behandeln
verstand, der in künstlerischer Hinsicht den plastisch-iiguralen Werken der
Zeit vielfach überlegen ist. Wenige einfache große Linien, die den ungehemmt
fließenden Falten des Ornates willig entgegenkamen, verleihen den schlanken
Gestalten neben der beabsichtigten Repräsentanz äbtlicher Würde den
Eindruck geschmeidiger Anmut und edler Fraulichkeit. Alles liegt in der
Zeichnung. Versagen aber mußte diese selbstredend in den Köpfen. Ein
Porträt darf man sich hier nicht erwarten, geschweige Seele und Leben.
Erst der Grabstein des Abtes Leonhard Putzer, gestorben 1416, in der
Veitskapelle bei St. Peter im Kirchenpflastef bedeutet hier einen erheblichen
Fortschritt, oder richtiger vielleicht gesagt, er bildet den Ausgangspunkt für
einen in Stil und Technik neuen Typus. Die Figur hebt sich zumal in den
oberen Partien in ziemlichem Relief heraus. In der Auffassung der Abtiigur
klingt noch die sanfte S-Linie nach, wie wir sie am Bilde der Äbtissin Katha-
rina von Perneck finden und auch am Grabstein des Abtes Simon Farcher,
gestorben 1412, in Seeon sahen. Um wieviel aber auch dieses letztgenannte
-Werk das Bildnis des Abtes Leonhard an künstlerischer Größe und manuellem
Können überragt, so offenbart dieses seine fortschrittliche Tendenz doch
unverkennbar in der freieren Wiedergabe des menschlichen Körpers und
ungezwungener Bewegungsmöglichkeit.
Schon daß an die Stelle strenger Fron-
talität das Dreiviertelprofil tritt, erweckt
den Eindruck der Natürlichkeit und ver-
leiht der Persönlichkeit bei aller würde-
vollen Ruhe doch auch gemessenen
Schwung des Einherschreitens. Unver-
gleichlich höher aber steht dem Simon
Farcher-Stein gegenüber das Bildnis
des Abtes Leonhard in der Behandlung
des Porträts. Dem Kopfe des Simon
Farcher fühlt man deutlich das mühsame
Ringen nach individueller wahrheits-
getreuer Wiedergabe nach; es spricht
aus ihm mächtig die Absicht des Meisters:
„Ich lasse dich nicht, du segnest mich
denn". Aber trotz allem erkennt man
auch, die Aufgabe ging über seine Kräfte.
Abt Leonhards Kopf, vielleicht nicht von
der Rasse wie der des Simon Farcher,
kommt offenbar seinem Vorbilde näher.
Der Bildhauer ging weit mehr auf die
Abb. 20. Vom Gruftstein des Peter Truchr-
' Walz, a. a. 0., Nr. 45, S. 57. lachin er in Truchdaching
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