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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

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Einzelheiten der Natur ein. Hans Heider gab seinem Werke nur die 
wichtigsten Züge, fügte aber noch zu viel von eigenem hinzu; kurzum noch 
überwiegt die Schablone, in der man deutlich die Schranken persönlichen 
Könnens gewahr wird. Das Bildnis des Abtes Leonhard dagegen versucht 
,.,T„._,_.,_, Zug um Zug der Persönlichkeit 
V mit ängstlich suchendem Fleiß zu 
registrieren. Gewinnt hierdurch das 
Porträt an Überzeugungstreue, so 
wird man andrerseits die unmittel- 
bare Frische der naiven, mit primi- 
tiveren Mitteln arbeitenden Cha- 
rakterisierung I-Ieiders ungern 
missen. 
Der Stil des Meisters von 
Seeon ist ein ausgeprägt persön- 
licher, dem Grabstein des Abtes 
Leonhard fehlt dagegen durchaus 
der Reiz einer bestimmten indi- 
viduellen Kunstanschauung. Diese 
spricht viel deutlicher aus einer 
andern Grabplatte zu uns, die am 
besten hier einzureihen ist, da sie 
sich chronologisch und stilgeschicht- 
lich unmittelbar an die ebenbe- 
sprochenen Werke anschließt. Es 
ist der Grabstein für Abt Johannes 
Zipfler, gestorben 1417, in dem ehe- 
maligen Zisterzienserkloster Rai- 
tenhaslach an der Salzachi" (Abb. 21 
und 22). Daß das Denkmal im be- 
nachbarten Burghausen entstanden 
sei, das wohl im späteren XV. Jahr- 
hundert eine Reihe tüchtiger Stein- 
metzen aufweist, erscheint ausge- 
schlossen, um so mehr, als selbst 
Abb.2x. Grabsteindes Abtes Johannes Zipfler im Kloster das Handwerksg-ut an Wappen- 
Raimhamch steinen aus dem früheren XV. Jahr- 
hundert Salzburger Ware ist. Man wird deshalb ohne weiteres auch die 
Platte des Raitenhaslacher Abtes als Export aus der nahen Diözesanhaupt- 
stadt ansprechen dürfen. 
Der Grabstein des Abtes Johannes Zipfler, der wohl unmittelbar nach 
dessen Tode im Jahre I4 I7 entstand, ist eine Einzelerscheinung, für die uns 
in dem bayrisch-salzburgischen Gebiete jede verwandte gleichzeitige 
1' Die Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, I, 184i, und Tafel 235; - Riehl a. a. 0., S. 59.
	        
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