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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

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NEUE BEITRÄGE ZUR LÖSUNG DER HIRSCH- 
VQGEL-FRAGE 54b VON WALTER STEN GEL- 
NURNBERG S0 
e. 4} S gibt in der Geschichte der deutschen Renaissance 
" 3 i wenige Fragen, die so verworren sind wie das 
Hypothesengespinst, das an die keramische Tätig- 
keit Augustin I-Iirschvogels und den Bericht des 
Jg nürnbergischen Vasarijohann Neudörffer geknüpft 
_ , ist. Proteushaft ändert sich in verschiedener Be- 
leuchtung der Kern dieses Rätsels. Anfänglich 
glaubte man die Lösung der Hirschvogel-Frage 
gefunden zu haben, als man die bunten I-Iafner- 
krüge mit der Überlieferung verglich. Friedrichß 
der jene Ansicht aufgab, bewegte sich im Prinzip noch in derselben 
Richtung, als er an die Stelle der bleiglasierten Gefäße die technisch 
gleichartigen Öfen setzte. 
Früher schon wurde auf die erhaltenen Fayencen hingewiesen. i" Aber 
auch die Möglichkeit, daß in Nürnberg zur Zeit der Renaissance eine 
Glashütte in Betrieb war, ist betont worden. 1"" Neuerdings hat besonders 
die letztere Ansicht Boden gewonnenyl- ohne daß man darum die 
Fayencehypothese fallen gelassen hätte. Eine große Rolle spielt hier 
der in den Quellen wiederholt vorkommende Ausdruck „Schmelzen und 
Glaswerk". Daß dieser durchaus nicht einseitig für die Glashypothese 
spricht, habe ich bereits früher nachgewiesen. In der Memminger Hafner- 
ordnung von 1538 steht „glasswerck" für glasiertes Geschirr, und in der 
Bergpostille des Johann Mathesius (Nürnberg 1562), Predigt XV, werden 
„mit silberglet oder glantzigtem Bleyertz" glasierte Töpfe geradezu „gläserne 
töpe" genannt. 
Bezeichnend für den Charakter der Firma I-Iirschvogel und Kompagnie 
ist auch, daß der in dem Ratsverlaß ed. I-Iampe Nr. 220g neben Georg 
Pencz als Bürge auftretende Michel Eisenhofer wie Hans Nickel Hafner 
von Beruf war, was aus dem Ratsverlaß Nr. 2120 hervorgeht. 
Den Knotenpunkt des Rattenkönigs der Vermutungen bilden die Worte 
Neudörffers: „auf antiquitetische Art als wären sie von 
Metall gossen", beziehungsweise „in Model gossen". Die 
letztere Variante ist die besser beglaubigte. Man kann als 
Beleg dafür auch das Schlußwort des von Hirschvogel in 
" Carl Friedrich, Augustin Hirschvogel als Töpfer, Nürnberg m85. 
t" Vgl. August Essenwein im Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit. Nüm- 
berg 1875; ferner Otto von Falke, Majolika, Handbuch d. königl. Museen, Berlin 1896,- 
S. 184 f.; Walter Stengel in den Mitteilungen aus d. German. Museum 1908. S. 22 B". 
und S. 78 5.; ders. ebenda xgxr, S. 83 lT. 
v" Vgl. Alfred Welcher von Mnlthein in Kunst u. Kunsthandwerk x9o4, S. 488, Abb. r. Medaille von 
und 1909, S. 3B Hi; ders. Bunte Hafnerkeramik der Renaissance. Wien 1905, S. 32 f. Matthes Gebel auf 
1- Vgl. Max Sauerlandt in den Monatsheften f. Kunstwissenschaft 19:2, S. 385. Augustin Hirschvogel 
 

	        
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