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daß nicht zuletzt die Vergrößerung an sich (der Durchmesser der tönernen
Scheibe zeigt ein vielfaches des Medaillendurchmessers) es war, was den
Mathematiker I-Iirschvogel bei der Herstellung solcher Bilder interessierte,
ähnlich wie später Wenzel Jamnitzer das Problem beschäftigte, plastische
Figuren und andere Goldschmiedearbeiten in verschiedenem Maßstab auszu-
führen (Abb. 20), eine Analogie, die in diesem Zusammenhang ihre besondere
Bedeutung hat, weil an Jamnitzers Studien, die uns in einem Manuskript des
South Kensuington-Museums erhalten sind, Johann Neudörffer stark beteiligt
war. Falls auf Grund der vorstehen-
den Feststellungen das Rätsel der
_„Nachrichten" als gelöst gelten darf,
wird man sich gewöhnen müssen,
nicht mehr in dem Ausdruck „Bilder
auf antiquitetische Art, als wären sie
von Metall gossen" den Hinweis auf
die Majolikatechnik I-Iirschvogels zu
suchen. Die „Bilder", die mehr Ge-
legenheitsarbeiten gewesen zu sein
scheinen, nennt NeudörHer zuletzt.
Im Vordergrund des Interesses -
die Urkunden bestätigen das H stand
die Majolikaimitation. Die Bezeich-
nung „we1sch" in Verbindung mit
dem Wort „schmelzen", das nichts
mehr und nichts weniger heißt als
„Glasieren","' kann schwerlich anders
verstanden werden. „Welsch" hatte
damals ja die einfache Bedeutung
„italienisch", nicht den übertragenen
Sinn „renaissancegemäß". So heißt
es zum Beispiel in einem Nürnberger
Abb. 23. Albarello vom Jahre 1544, Ulm Ratsverlaß vom Jahre 1546: nDen
welschen paumeister, signor Antoni,
vernehmen", oder in Hirschvogels eigenen Erläuterungen zu den Plänen
von Wien: „spanische und welsche Maurer". Nicht anders versteht sich H.
Michel Stifels „Rechenbuch von der Welschen und deutschen Practick",
das r 546 bei Neudörffers Schwager Johann Petrejus in Nürnberg erschien
und die Antwort ist auf die Übersendung einer Schrift Neudörffers. Merk-
würdig ist insofern nur, daß Neudörffer an erster Stelle von „welschen
Öfen" spricht, wie von einem feststehenden Begriff und allgemein verständ-
lichen Handelsnamen. Man hat daran bisher nicht Anstoß genommen,
" Vgl. Anton Tuchers l-Iaushahungsbuch, herausgegeben von Wilhelm boose, Stuttgart 1877 (Bibl. des
Linerarischen Ver. in Stuttgart CXXXVI, S. x13: "1514 dem stadthafner von meinem ofen in der federn stuhen
new zu setzen, darain drei new czeil von geschmeltzten kacheln".