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führung ist nicht zum
wenigsten der ge-
waltige Ernst des
Bildwerkes begrün-
det; die Unerbittlich-
keit und Majestät
des Todes scheinen
hier trotz Aribos
weit geöffneten Au-
gen zum versteiner-
ten Bilde geworden."
Aribos Haupt ist
kein Porträt; es konn-
te keines werden,
denn der Pfalzgraf
war schon jahrhun-
derte tot, als der Mei-
ster sich anschickte,
sein Bild zu formen
(Abb. 3). Ein geeig-
netes Modell aus sei-
nen Genossen aus-
zulesen lag nicht im
Sinne der Zeit. So
gab er aus seines
Herzens Tiefen ein
Idealbild des Stifters,
einen mächtigen Kopf
mit energisch geform-
ter Nase, großem
Bart und weit geöffneten Augen. Eine kühn geschwungene Hautfalte
vereint an der Nasenwurzel die stark betonten Augenbogen zu einer
ernsten, strengen Linie, die in der breiten Stirne noch zweimal nachzittert.
Scharfe, charakteristische Züge lösen sich auch von den Augenwinkeln und
den Nasenüügeln los. Der strenge Ernst des würdevollen Antlitzes wird
noch besonders durch die bis zur peinlich genauen Wiedergabe jedes ein-
zelnen Haares durchgeführte Symmetrie des schön gewellten Bartes und der
unter der Mütze vorquellenden Locken gesteigert, und zu gleicher Wirkung
führen auch die das Gesicht von den Schläfen bis zu den Bartenden
begleitenden reinen Vertikalen. Man erkennt die Absicht des Meisters aus
jeder einzelnen Linie. Nicht daß er es nicht anders hätte machen können, er
Abb. 3. Kopf des Pfalzgrafen Aribo vom Stiftergrab im Kloster Seeon
"k Ganz ähnlichen Prinzipien folgt ein Vierteljahrhundert später die Tumbenplatte für Herzog Ernst den
Eisernen, gestorben m24, im Zisterzienserstift Reun in Steiermark, die aller Wahrscheinlichkeit nach Salzburger
Ursprungs ist. Siehe „Kunsthistorischer Atlas der k. k. Zentralkommission", X (1892), Tafel XXXII, Nr. 3.