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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 7)

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gewährt in dem zweiten Sitzungssaal die trefflich beleuchtete Sammlung 
der modernen Bronzen, welche aus den Uflicien hierher versetzt worden 
sind. Giovanni Bolognds Mercur aus der Villa Medici, die ConcurrenzA 
Reliefs Gliib erti's und B r unell e schi'e, die beiden David-Statuen des 
D o n atell o und V err o c ch io stechen aus der interessanten Reihe dieser 
tiir die Kunstgeschichte so bedeutsamen Sculpturen zuerst in die Augen; 
hier wünschte man das oben erwähnte und in der Apera des Domes nicht 
mit Masse zu betrachtende Dossale zu vergleichendem Studium vor Augen 
zu haben; es ergeben sich bedeutsame Aufschlüsse für die Geschichte der 
Malerei imd dem Entwicklungsgang der Relief- Composiüon des 15. Jahr- 
hunderts und die Acten hierüber, namentlich über die Bildung D ona - 
te llo's, sind weit entfernt davon geschlossen zu sein. _ 
Die Säle des zweiten Stockwerkes , in welchen das oifene Sparren- 
werk des Daches auf dem meist einfach in Rohbau gelassenen Mauerwerk 
liegt, bieten weniger den künstlerischen als den antiquarischen und Fach- 
interessen Nahrung. - Den Eingangssaal, in welchem einfache Rüstungen 
und Waffen des 16. Jahrhunderts aufgestellt sind, zieren eine Anzahl 
kolossaler Einzelgestalten , Frescomalereien des Andrea del Cas tagno , 
welche aus der Villa Pandoliini in Legnaia hierher versetzt wurden. Das an- 
stossende Zimmer wird ganz von der Sammlung orientalischer Gefässe 
des Marchese Ferdinando Panciatiehi-Ximenes eingenommen; chine- 
sische Emaux-clois onn es, eine besonders schöne Sammlung dunkel- 
farbiger B ro nz e g u s s e mit eingelegtem Silberfaden-Ornament gleichen Ur- 
sprungs und eine Reihe technisch merkwürdiger Arbeiten in Jad - Stein 
mögen den Eingeweihten hier zu eingehender Betrachtung fesseln; derselbe 
Sammler lieferte in den anstossenden grossen Watfensaal neun Schränke und 
acht Glaskasten von meist orientalischen Waffen, von denen aber in 
diesen Tagen Mehreres in den Besitz des Prinzen Na p oleon überging. Ein 
reicher, sehr schön gearbeiteter türkischer vergoldeter Schild, den der 
llrlarchese als altcrthümlich erworben, enthüllte in seiner von Prof. Amari 
. gelesenen Inschrift am Schluss der Koran-Sure „des Siege" das Datum 1856 
und den Namen Abdul-Medschid-Achmet. Unter den aus königlichem Besitz 
hergegebenen Rüstungen, Schildern und Helmen zeichnen sich der dem 
Benv. Cellini - wohl ohne Nachweis - zugeschriebene Schild und 
Helm mit dem Salamander Franz des Erstem aus (ehemals im Zimmer 
der modernen Bronzen in den UHicien). Eigenthümlieh ist die spätgothiscbe 
Laub-Omamentik einer ganzen Reihe von Lederschilden, Taschen etc., 
meist aus dem Besitz des Deputirten Toscanelli, welcher ausserdem 
einige schöne venetianische Gläser, eine kleine Auswahl historisch geord- 
neter Gewebemuster Kobbia-Reliefs und ein überaus schönes Prachtkreuz 
mit farbig emaillixten silbernen Reliefs (dem M330 Finiguerra ohne 
allen Grund zugeeignet) ausstellte. Sehr bunt ist der Inhalt des rechts an 
das Eingangszimmer stossenden langen Saals: eine ursprünglich von Om- 
San-Michele aufgestellte Marmor-Statue des h. Lucas, welchen die
	            		
101 rnanirirte Bronze des Giov. Bologna in den Vorrathsmum verdrängt hatte, steht jetzt in diesem Raum unter dem ursprünglichen und neuerdings vom Untergange geretteten Tabernakel der kolossalen FiesolesMadonnn in den ÜHicien; in den zahlreichen Glassehrünken hat die königl. Schatzkammer Elfenheim, Bernsteim, Bergkrystall- und Muschel-Arbeiten aus dem Paluzzo Pitti und dem naturhistorischen Museum ausgestellt, unter letzteren zwei Krystallsaucieren und eine Museheltlasche von der schön- sten bescheidenen Gold-Email-Fassung; aus den übrigen Gegenständen genüge es ein überaus feines Quattroeento-Niello (Pax) des Hrn. Fr. Pulsk y, gemalte Schilde -- eines angeblich von Giulio Romano - des Hru. Speu ce, die historisch interessanten Sammlungen der Siegelstempel und der toska- nischen Münzen aus den Uüeien, vor Allem aber zwei der herrlichsten miniirten Chorbücher, im Besitz des Arcispedale von Sa. Maria. nuovs. - eines davon datirt mit 1473 - zu erwähnen. Das kleinere Eckzimmer hat durch Bekleidung mit gewirkten Wandteppichen des 17. Jahrhunderts und Aufstellung schöner Renaissance-Truhen einen wohnlichen Charakter erhalten und bildet einen angenehmen Ruhepunct iiir die Besucher. Wie aus der kurzen Beschreibung erhellen wird, darf das Museum des Palazzo del Potesth von keinem der Florenz besuchenden Kunstüeunde übersehen werden. Der Eintritt kostet l fn, doch ertheilt die Verwaltung in zuvorkommendster Weise jedem Kunstlreund und Künstler, welcher das Museum zu Studienzwecken benutzen will, die Erlaubniss zum freien Eine tritt. Ob die wünschenswerthe Ausdehnung des Museums zu einer durch Bibliothek und Vorbildersammlung ergänzten Bildungsanstalt für Kunstr gewerbe ins Leben treten werde, scheint nach der bisherigen Gestaltung des Unternehmens noch ungewiss. Dr. A. v. Zahn. Die Reform des Vereinswesens und des gewerblichen Unter- " richtes in Graz. Für die Bestrebungen des österreichischen Museums ist nichts vfoln grösserer Wichtigkeit, als der Contact mit den Kronläindern. So oft von Seite des Museums irgend eine Filial-Ausstellung veranstaltet, ein directer Verkehr mit den Kronlandsinteressen angebahnt wurde, eben so oft hat sich auch das Mittel gefunden, sich zu yerständigen, zu nähern und wechselseitig zu nützen. Diese Thatsache ist recht augentällig bei der Generalversammlung des steiermärkischen Kunst-Iudustrievereines hervor- geheten, die am 10. d. M. in Graz stattfand. An dem Tage der General- versammlung hat der genannte Verein auch seine zweite Ausstellung kunst- gewerblicher Erzeugnisse älterer und neuerer Zeit eröffnet. Der Katalog dieser Ausstellung umfasst 1009 Nummern, deren Gegenstände sich über alle Zweige der Kunstindustrie ausbreiten. Wer da weise, wie schwierig es ist, Ausstellungen ähnlicher Art zu veranstalten, Kunstfreunde und
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