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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

zustande zu bringen. Am besten ist dies den Damen Desiree Laffite und Rene'e de Veriane 
gelungen. Die Soldatensilhouetten von Scott und diejenigen von dem verstorbenen Caran 
d'Ache, auch die Tiere von Benjamin Rabier sind meisterhafte Werke, und man kann sich 
für die künstlerische Erziehung im Kindesalter nichts Besseres denken. 
Die zahlreichen Privatsammlungen, welche hier ausgestellt wurden, bestehen zumeist 
aus antiken und exotischen Figuren, Puppenmöbeln und sonstigen Spielzeugen. Wir sehen 
hier einen Teil der bekannten Puppensammlung von Madame Martin-Guelliot, eine Vitrine 
mitdenniedlichsten japanischen Spielwarenvon Madame Stroehlin und eine noch komplettere 
Kollektion derselben Art von Alphonse de Fleurieu. Eine Sammlung von Glücksschweinchen 
aller Art, von der einfachsten bis zu der kostbarsten Sorte, ist von Bertrand de Comminges. 
Stickereien und Spitzen in ihrer Anwendung für Kinderkleidung sind zahlreich vertreten. 
Von den Bilderbüchern will ich gar nicht sprechen, fast sämtliche Pariser Verleger haben 
diese Gelegenheit benutzt, um sich bemerkbar zu machen, und man müßte tagelang in der 
Ausstellung verweilen, um allen gerecht zu werden. 
Im allgemeinen entspricht diese Ausstellung einem Bestreben, welches für die Ent- 
wicklung der ästhetischen Begriffe in den Kinderjahren von großer Wichtigkeit ist. Es ist 
hiermit ein gutes Werk getan, wenn man erwachsene Menschen hierüber zum Nach- 
denken anregt. 
Im Grand Palais des Champs Elysees ist immer etwas los. Diesmal findet anschließend 
an eine industrielle Ausstellung, welche sich ausschließlich mit Wissenschaftlich-praktischen 
Zwecken befaßt (Verpackungsmethoden und Kühlapparate), eine Art kleiner Sommersalon 
statt. Es ist hier nichts Hervorragendes, trotzdem bietet der Besuch dieser Säle manche 
angenehmen Eindrücke. Zum Beispiel eine Serie hübscher Landschaften, nebelige Morgen- 
stimmungen über rotschimmernden Heiden von Gaston Anglade, zwei sehr gute Stilleben 
von Brunel-Neuville, duftige Blumenstücke von Bilhaut-Derbecq, unverkennbar nach der 
Schule Faux-Froidure. „Der Weg zum alten Friedhof" ist ein malerischer Gedanke in 
schöner künstlerischer Ausführung; gezeichnet Amedee Buffet. Zu den kräftigsten 
Leistungen gehören die beiden Genrebilder aus Korsika von Leon Cannilioni. Die 
japanischen Landschaften in voller exotischer Blütenpracht sind eine Spezialität von 
Georges Dantu. Sie fehlen auf keiner Blumenausstellung und machen stets einen guten 
Eindruck. Madame R. M. Guillaume macht sich durch zwei hübsche geistreiche Bilder 
bemerkbar: Eine reizende Artistin mit ihren dressierten „Affen" vor der Vorstellung; die 
Dame noch unbekleidet, die Tiere schon in voller Rüstung. 
R. I-Iuet zeigt uns in einem großen, recht sauber gemalten Bild Odysseus, der in 
einem alten Gärtner seinen Vater erkennt. Eine große, sonnig leuchtende Frühlings- 
landschaft mit blühenden Wiesen und Bäumen ist von Quignon und heißt „Floreal". Die 
vier Bilder von jeanne Mahudez, typische Darstellungen von Kindern und Frauen im 
bäuerlichen Leben, sind ganz vorzügliche Arbeiten. „Das Bad wider Willen" zeigt 
eine anmutige Mädchengestalt, die sich mit der Toilette ihres Hündchens beschäftigt; 
beide stehen in der Wanne. Der Maler C. Manucci, hat dieses Sujet mit Liebe und 
Geschick behandelt. In der „Promenade sentimentale" von C. Leandre finden wir 
einen Anklang an jene Grazie, die die Meister des XVIII. jahrhunderts kenn- 
zeichnet. Unter den hübschen nackten Frauengestalten wären noch die „baigneuse", ein 
Pastellbild von Marie Foumier, und „le Parfum prefere" von Berthe I-Iainaut zu 
erwähnen. 
Die Skulptur und das Kunstgewerbe sind nur ganz vereinzelt und ziemlich schwach 
vertreten. Die kolorierten Wachsstatuetten sind insofern eine Überraschung, als man 
derartige Arbeiten selten in wahrhaft künstlerischer Ausführung zu sehen bekommt. Die 
Tänzerinnen, welche Quillon Carrere in diesem Stil geschaffen hat, sind wirkliche kleine 
Kunstwerke, die sich in ihren Glaskasten sehr gut ausnehmen und denen nichts Panoptikum- 
artiges nachzusagen ist. Erwähnenswert sind noch die wunderschönen Nadelspitzen nach 
eigenen Entwürfen von Suzanne Le Brun. Th. de Kulmer
	        
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