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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

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wollte es so und nicht anders. Sein 
Streben, sein Stil ging auf Ruhe, 
Wucht und Würde. Den mächtigen 
Pfalzgrafen Aribo, nicht den frommen 
Stifter wollte der Bildhauer schildern. 
Wie der Meister den menschli- 
chen Körper in den wechselnden Funk- 
tionen seiner einzelnen Glieder er- 
kannte und wiederzugeben verstand, 
bezeugen schon die sechs Propheten- 
iigiirchen in ihrer schwierigen Lage 
auf der Schräge (Abb. 4 und 5). Man 
muß das Zwangvolle der Aufgabe er- 
wägen, um das Erreichte voll würdi- 
gen zu können. Jedes ist in anderer 
Haltung gegeben, jedes im Kopf, 
Ausdruck und Kostüm individuell 
vom andern scharf unterschieden. 
Sie wollen keineswegs nur als de- 
korative Glieder eines prunkvollen 
Ganzen, sondern auch in ihrem 
Abb. 4. Prophetenügurvon derDeckplattedes Stifter- Eigenwerte geschätzt werden, und 
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Engel zu Häupten Aribos mit dem edlen Schwunge seiner Pfauenfederflügel. 
Mehr dekorativen Charakter trägt das Bildnis des Abtes Simon Farcher 
an der vorderen Längsseite der Tumba, der das Werk einst meißeln hieß 
(Abb. 6). Immerhin erscheint es in der Haltung gut bewegt, wenn auch 
in den großen Händen und den groben Gesichtszügen etwas vergriffen. 
Gegenüber den Längswänden der Tumba mit dem Einerlei der Wappen- 
folge, in die nur die eben erwähnte Figur Farchers einigen Wechsel bringt, 
erscheinen die Schmalseiten mit reicherem Schmuck bedacht (Abb. 7 und 8). 
Es muß verwundern, daß man ihre Dekoration bisher nicht eines Wortes für 
wert erachtet hat, und doch besitzen wir in ihr köstliche Werke der Plastik 
und I-Ieraldik, denen wir aus jener Zeit weder in Altbayern noch weit 
darüber hinaus etwas Ähnliches an die Seite stellen können. je zwei Engel in 
I-Ialbiiguren rnit vollwangigen munteren Lockenköpfen halten das bayrische 
und pfälzische Wappen und Helme mit den entsprechenden Kleinodien. 
Außerordentlich glücklich in den architektonischen Rahmen gestellt, wirken 
sie in ihrer symmetrischen Linienführung nichts weniger als ermüdend. 
Neben der Aribo-Figur der Deckplatte sind sie unstreitig das künstlerisch 
Wertvollste des Werkes, und man würde einen der reizvollsten Züge des 
Meisters nicht kennen lernen, wenn man diese in Eriindung und Form 
gleich köstlichen Gebilde, die wie ein Scherzo innerhalb der ernsten Grund- 
stimmung des Gesamtwerks anrnuten, übersähe. Aus der reicheren Aus- 

	        
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