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wollte es so und nicht anders. Sein
Streben, sein Stil ging auf Ruhe,
Wucht und Würde. Den mächtigen
Pfalzgrafen Aribo, nicht den frommen
Stifter wollte der Bildhauer schildern.
Wie der Meister den menschli-
chen Körper in den wechselnden Funk-
tionen seiner einzelnen Glieder er-
kannte und wiederzugeben verstand,
bezeugen schon die sechs Propheten-
iigiirchen in ihrer schwierigen Lage
auf der Schräge (Abb. 4 und 5). Man
muß das Zwangvolle der Aufgabe er-
wägen, um das Erreichte voll würdi-
gen zu können. Jedes ist in anderer
Haltung gegeben, jedes im Kopf,
Ausdruck und Kostüm individuell
vom andern scharf unterschieden.
Sie wollen keineswegs nur als de-
korative Glieder eines prunkvollen
Ganzen, sondern auch in ihrem
Abb. 4. Prophetenügurvon derDeckplattedes Stifter- Eigenwerte geschätzt werden, und
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Engel zu Häupten Aribos mit dem edlen Schwunge seiner Pfauenfederflügel.
Mehr dekorativen Charakter trägt das Bildnis des Abtes Simon Farcher
an der vorderen Längsseite der Tumba, der das Werk einst meißeln hieß
(Abb. 6). Immerhin erscheint es in der Haltung gut bewegt, wenn auch
in den großen Händen und den groben Gesichtszügen etwas vergriffen.
Gegenüber den Längswänden der Tumba mit dem Einerlei der Wappen-
folge, in die nur die eben erwähnte Figur Farchers einigen Wechsel bringt,
erscheinen die Schmalseiten mit reicherem Schmuck bedacht (Abb. 7 und 8).
Es muß verwundern, daß man ihre Dekoration bisher nicht eines Wortes für
wert erachtet hat, und doch besitzen wir in ihr köstliche Werke der Plastik
und I-Ieraldik, denen wir aus jener Zeit weder in Altbayern noch weit
darüber hinaus etwas Ähnliches an die Seite stellen können. je zwei Engel in
I-Ialbiiguren rnit vollwangigen munteren Lockenköpfen halten das bayrische
und pfälzische Wappen und Helme mit den entsprechenden Kleinodien.
Außerordentlich glücklich in den architektonischen Rahmen gestellt, wirken
sie in ihrer symmetrischen Linienführung nichts weniger als ermüdend.
Neben der Aribo-Figur der Deckplatte sind sie unstreitig das künstlerisch
Wertvollste des Werkes, und man würde einen der reizvollsten Züge des
Meisters nicht kennen lernen, wenn man diese in Eriindung und Form
gleich köstlichen Gebilde, die wie ein Scherzo innerhalb der ernsten Grund-
stimmung des Gesamtwerks anrnuten, übersähe. Aus der reicheren Aus-