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zwei Herren des Hofes. Links und rechts stehen im Vordergrund zwei
Bänke, von rechts naht ein Diener mit Weinkanne und Schüssel. Die
schöne dekorative Scheibe ist wohl eine Kölner Arbeit und um 1510
entstanden.
Die Rechteckscheibe mit der Darstellung der Geschichte vom un-
gerechten Richter (Abb. 24) ist nach Hermann Schrnitzf der auf vier nahe-
verwandte Scheiben des Berliner Kunstgewerbemuseums hinweist, eine
Nürnberger Arbeit aus der Werkstätte Veit Hirschvogels und offenbar nach
einer Visierung Hans Sebald Behams ausgeführt. Links steht an der Wand
der Richterstuhl, an dem der Stab lehnt. Über der Rücklehne ist am Dache
und Gewölbeansatz die abgezogene Haut des ungerechten Richters Sisamnes
angenagelt, auf die der König Kambyses dessen Sohn und Nachfolger zur
Warnung deutet. Die Architektur, die Möbel, die hinten sichtbar werdende
Architektur und vor allen Dingen der Stil und die Zeichnung der Figuren
deuten auf Behams Urheberschaft hin; wir wissen" ja bestimmt, daß der
KünstlerVorzeichnungen
für Glasmaler geliefert
hat. Übrigens hat er auch
in einem I-Iolzschnittw"
dasselbe Thema später
noch einmal behandelt.
Auch die Umrahmung
der Darstellung ist in
Behams Art komponiert.
Ikonographisch ist
zu bemerken, daß diese
Szene, die auf die „ge-
sta Romanorum" (ed.
Oesterley S. 324) zurück-
geht, sehr beliebt in der
ganzen deutschen Renais-
sancekunst war. Schon
1503 finden wir dieselbe
im Schlafgemach Kur-
i: H. Schmitz, Die Glas-
gernälde des König]. Kunstgewerbe-
rnuseums zu Berlin. Herrn Dr.
Schmitz habe ich für die Liebens-
würdigkeit zu danken, mit der er
mir den betreffenden Korrekturbogen
zur Einsicht übersandte. Unsere
Scheibe ist auf S. x60 des Werkes,
Bund l, abgebildet.
'" FriedländenArntlicheBe-
richte aus den kgl. Kunstsammlun.
gen, 1908 o9. S. 300.
Abb. 22. Bunte Wappenscheibe des Abtes Heinrich VIII. von Mnndach, "H" Pauli, Sebald Beham, S
Schaffhausen, um 1515 (Museum in Troppau) x16, 3.