Kachel mit dem neunten Ge-
bot (Katalog Nr. 63x); aus
derselben Kollektion (Kata-
log Nr. 633) kam unsere
Kachel mit dem siebenten
Gebot (in ornamentaler Um-
rahmung) in das Kunstge-
werbemuseum zu Prag. Als
Entstehungsort dieser Ka-
cheln hat Walcher in seiner
Österreichischen I-Iafnerkera-
mik mit ziemlicherBestimmt-
heit eine oberösterreichische
Werkstatt festlegen können.
Abb. 29. Bunthemalte Proskauer Fayenceterrine, um x77o bis
1780 (Museum in Troppau)
Ob deren Besitzer nun Hans Finkh von Wels
war, wie Walcher ursprünglich annahm, oder ob es der Kreussener I-Iafner
Hans Vest war, was ich bezweifle, ist bis jetzt nicht genau zu bestimmen.
Jedenfalls aber steht die oberösterreichische Provenienz fest, da Kacheln
aus den beiden andern Serien desselben Meisters mit dem „apostolischen
Glaubensbekenntnis" und dem „Vaterunser" alle in Oberösterreich gefunden
wurden und zum Teil sich noch dort befinden. Aus dem Münchener Kunst-
handel erwarb das Museum eine schlesische Fayenceterrine (Abb. 29)
Abb. 30. Wiener Porzellantlasche mit
den Ponriitmednillons Karls VI. und
seiner Gemahlin, um 1720 bis 1725
(Museum in Troppnu)
aus der Fabrik des Grafen Johann Karl von
Dietrichstein (1770-1783) zu Proskau. Die
Terrine ist mit den für die Palette der Fabrik
charakteristischen kräftigen Emailfarben (in der
Hauptsache Türkisgrün und Purpur) bemalt,
und zwar mit großen Blütenzweigen und Streu-
blumen. Nach Meißner Vorbild liegt auf dem
Deckel als Knauf die Figur eines ruhenden
Jägers mit dem Dreispitz unter dem rechten
Arm und mit Jagdtasche und Hirschfänger. So
zahlreich solche Gefäße mit Blumendekor nun
aus der Proskauer Fabrik erhalten sind, ebenso
selten ist der Figürliche Deckelschmuck der-
selben noch nachweisbar. Unter der Fabriks-
marke D. P. (Dietrichstein _ Proskau) befindet
sich ein kleineres D aufgemalt, das wohl als
Malersignatur anzusehen ist. Dann käme von
den aus den Fabriksakten bekannten Malern
Mathes Domogalloi in Betracht.
An Neuerwerbungen von Wiener Por-
zellanen seien zwei besonders wichtige Stücke
" A. Schultz, Schlesische Fayence- und Steingutfabriken in
Schlesiens Vorzeit, 111., 188i, S. 41g.