schneidungen zu Terrassenschichtungen auf, und die Tischarrangements von Rosam, Kars,
Kiesling, Klein mit den Faltenbrechungen des Tuches, den prismatisch zerlegten Tassen
und Gläsern, immer von oben, in einer schiefvertikalen Ebene balancierend, gesehen,
haben eine gewisse spannende Optik.
Ethnographisches tritt auch noch immer hervor. Dornbach malt eine Vertreibung
aus dem Paradiese in Gauguin-Manier, wie einen Prospekt aus einer Südsee-Insulaner-Bibel.
Heckel mit seinen nackten Geschöpfen am Strande sucht ähnliche Ziele. Segall kommt
ganz iidschihaft mit seiner braunen Wilden, die sich vor dem Spiegel auf einem Hinter-
grund von grünstachligen Palmenblättern das störrige Haar strählt. Qualitätvoller erscheint
Segalls nächtliche Allee mit gelben Lichtreüexen gefegt, als wären an den Bäuxnen und auf
dem Wege die Feuerscheine der Automobile hängen geblieben.
Immer wieder reizt der Akt. Und es ist nachdenklich zu betrachten, wie Ludwig von
I-lofmannsche Gruppierungen in ihrer kühlen Rhythmik jetzt schon akademisch wirken,
gegen die ringende Glieder- nnd Gebärdensprache des Nachwuchses, zum Beispiel in der
liegenden Frau des begabten jungen jaeckel, die kurvig in die Landschaft eingeschmiegt,
mit ihres Leibes Höhen und Tiefen wie eine kosmische Welle erscheint und weiter in der
Kompositionsstudie von Berneis mit ihren Verrenkungen der Verzweiflung.
Von Berneis fesselt mit krankem Reiz auch ein seltsames Eysoldt-Bildnis, katzenhaft
wie aus den gelben Nebeln eines Trance-Zustandes empfangen.
Archaisierendes begegnet: Melzers Madonna, byzantinisch, ist in brandig-stumpfen
Farben wie ein abgewetztes Fresko oder ein verblaßtes Bild auf Leder anzusehen. Sehr
preziös muten die dekorativen Flächen von Marie Laurencin an. Venezianisch-pariserische
Grazien-Aßektation des XVIII. Jahrhunderts. Artiiizielle Neuempiiudung von Rosalba
Carriera. Als Panneaux verwendbar in der Delikatesse von wischigem Grau und Grün,
spinnwebig fast, mit den phantomhaft huschigen Frauen und ihren schmalen Figuren, lang-
spitzigen Händen, schwindsüchtigen Profilen.
Klaus Richter malt einen Don Quixote, Hachstrichig, blank, wie auf Blech, wie ein
altmodisches Wirtschaftsschild am Eisenarm, an die Primitivität Rousseaus erinnernd.
Und Zelles Maskenball hat etwas von Hogarth oder von Daumiers Nachtstücken in der
Charakteristik wüster Crapule-Typen (man denkt an Vorabendstimmung der Revolution,
und an das Klima vom „Grünen Kakadu" Schnitzlers) und in der schwelenden, dumpfen
Farbe.
Noch manches bliebe anzumerken. Eine sehr vielseitige Pechstein-Serie, darunter die
Fischer im Boot voll der Energie der Ruderwucht, italienische Landschaften in sehr per-
sönlicher Gesichtseinstellung gesehen, von oben nach unten, langgefeldert, in Stufen-
schichtung, Abendrnahl- und Monumentalstudien, die das vielseitig strebende Bemühen
des Künstlers erweisen; Kokoschkas stark beschwörerische Porträte, vor allem das
nächtlich Goyahaite der Else Kupfer mit Hund.
Kurt Tuchs Frühlingslandschaften gobelinhaft mit gewebtem Baumgezweig. Ernst
Waskes „Abend am Meer" in gebändigter Fülle der Koloristik, mit Segeln gegen den
Sonnenball und wallenden bräunlichen Farbenwogen, die in großen musikalischen
Kurven sich ergießen. Gawells Straßenkampf voll verbissenen Gewirrs, überzuckt von den
Prasselakzenten der Schutzmannsäbel. Und schließlich Ivo Hauptmanns, Gerhards
Sohns Marine: Abendsonnenreiiex überm Meer, auf Masten und Segeln traubig schwebend
voll üppigschweren grün-lila-gelben Farbenduftes. F. P.
KÖLN. DAS MUSEUM FUR OSTASIATISCHE KUNST. In Gegenwart
des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Freiherrn von Rheinbaben, und vieler Ehren-
gäste wurde am 25. v. M. in Köln das Museum für ostasiatische Kunst durch den Ober-
bürgermeisterWallraf eingeweihLDerVertreter der königlichen Staatsregierung, Ministerial-
direktor Oberregierungsrat Dr. Schmidt, hob in seiner Ansprache das Verdienst hervor,
das sich die Stadt Köln dadurch erworben habe, daß sie dem neuen Gedanken, die Kunst