bekannte wie beliebte Namen. Wenn man nun über diesen ersten enttäuschenden Ein-
druck hinweggekommen ist, tröstet man sich damit, daß es da und dort eigentlich recht
viele bemerkenswerte Bilder gibt, deren Schöpfer es verdienen, daß wir ihre Namen
unserem Gedächtnis einverleiben.
Das Durchschnittsniveau dieser Ausstellung ist ein sehr gutes, und in den wenigsten
Fällen widert uns jenes Amateurhafte an, was so leicht mit dem Begriff Aquarellmalerei
in Verbindung gebracht wird. Die Landschaften sind in überwiegender Anzahl, obwohl
es manchmal zweifelhaft erscheint, ob in einem Bild die Menschen als Hauptsache oder
als Staffage gemeint sind.
Reine Naturliebe zu feiner Beobachtungsgabe geschult, macht uns die Bilder von
Jacques Aubert unendlich sympathisch. Darunter sind drei Abendstimmungen am Seeufer,
welche beinahe dieselben Konturen aufweisen, aber aus jeder klingt uns ein anderer
harmonischer Akkord entgegen. Von demselben Künstler sind auch die sonnigsten
Darstellungen blühender Gärten: Bagatelle in voller Rosenpracht oder im Schmuck der
blühenden Rhododendronsträucher.
Die Skizzen von Fernan-Clem sind so duftig, daB es scheint, als hätte der Pinsel die
Farben und das Papier kaum berührt, dies jedoch mit so meisterhafter Sicherheit, daß aus
den anscheinend verstreuten kleinen Klecksen die malerischesten Ausblicke entstehen.
So sehen wir Royat im Morgennebel und noch andere entzückende Landschaften aus dem
südlichen Frankreich und aus der Auvergne. Eugene Freynet hat sich auch aus diesen
Gegenden seine Motive geholt und damit kleine Kunstwerke geschaffen. Sein „Chalet
fieuri" ist ein wahrer Friihlingstraum.
Drei etwas stilisierte Landschaften von Henri Fricker fallen durch ihre sehr
charakteristische Auffassung sowie durch ihre warmen satten Farben auf. Es sind
Ansichten von der französischen Riviera. Diesmal bemerkte ich, daB die Rahmen hierzu
ganz vortrefflich gewählt waren und den Effekt bedeutend erhöhten; eine einfache sehr
breite Umrandung aus schwarzem Holz.
Die Tierstudien von Paul Marcueyz sind eigentlich nur Silhouetten in verschiedenen
Tönen von Sepia; man gewinnt sie immer lieber, je länger man sie ansieht, sie sind
zugleich nüchtern und stimmungsvoll und stellen jene Kunst dar, die als Schmuck in
einem modernen Heim von sehr vorteilhafter Wirkung ist.
Die malerischen Winkel des alten Paris, natürlich auch Montmartre, sind von Marc-
Pierre Megevand ganz vortrefflich mit dem Leben und Treiben ihrer Bewohner wieder-
gegeben.
Von Augustin Rey kannten wir die amüsanten Kinderszenen, welche mit besonderer
Verachtung der natürlichen Linien stilisiert sind; als Landschaftsmaler überrascht er
uns jetzt mit einigen äußerst stimmungsvollen Kompositionen. Es gibt da auch keine
Schattierungen, sondern nur umrandete Flächen in verschiedenen Abtönungen. Rey
erzielt hiermit phantastische Effekte, die nicht ohne Reiz sind.
Zu den besten Bildern von Versailles, die mir jemals unterkamen (und es gibt deren
viele in jeder Ausstellung) gehören die Darstellungen von Rosenstock. In diesen Aquarellen
finden wir vibrierende Lichteffekte, warme Farben, etwas Lebendiges, Naturgetreues und
trotz der fein durchgearbeiteten Technik keine Spuren von pedantischer Tüpfelei.
Mademoiselle G. Ziegler hat sich in der Schweiz betätigt und bringt zehn vorzügliche
Bilder aus der hohen Bergwelt und von den Schweizer Seen. Ihre Arbeiten reihen sich
würdig an die bereits genannten an. Madame Berthelot ist auch eine sehr talentvolle
Malerin und beweist dies mit einer ansehnlichen Serie von Skizzen über das Leben in
Indien. Die Bilder von Miss Keir machen sich durch ihre japanisierende Tendenz bemerkbar
und sind nicht uninteressant. Wir finden darin immer ein malerisches Motiv, welches
durch den vielen leeren Raum, der es umgibt, an Bedeutung gewinnt.
Man kann sich hier vorstellen, daß man eine Reise macht und die Welt durch die
Augen der verschiedensten Künstler betrachtet. Mit Gilbert Bellan gehen wir nach La