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Endlich seien zwei Aquarelle des
Troppauer Malers Adolf Zdrazila
erwähnt, die sowohl wegen ihrer
technischen Meisterschaft als
durch ihre Sujets außerordent-
liches Interesse verdienen. Das
erste stellt das Innere der mit
der Unterstützung des Herzogs
von Troppau, Fürsten Karl Ense-
bius von Liechtenstein, erbauten
Jesuitenkirche zu St. Georg in
Troppau dar, welches von dem
Jesuiten Franz Xaver Steiner seit
127312 mit Fresken ausgemalt wur-
de. Das andere veranschaulicht
ein Bijou von Raumkunst des
Rokoko, das Sommerrefektorium
des Troppauer Minoritenklosters,
das 1767 gemalt und mit Eichen-
holzmöbeln (Vertäfelung der Kan-
zel und Bänke) ausgestattet wurde.
Ebenfalls sehr bedeutend war
der Zuwachs an Werken der
Bildhauerei, die wir Seiner Durchlaucht dem Fürsten von Liechtenstein
verdanken. Zu den bereits früher vorhandenen fünf Florentiner Stuck-
reliefs kam als wertvolle Ergänzung ein solches mit alter Bemalung und
Rahmen, das der Werkstätte oder dem Schülerkreise des Antonio Ros-
sellino entstammt (Abb. 3). Dasselbe ist eine Nachbildung des seit dem
Jahre 1893 in der Liechtenstein-Galerie zu Wien befindlichen weißen
Marmorreliefs von Rosselino. Der Cherubim links unten fehlt auf diesem
Wiener Relief. '
Der Meister eines weißen rechteckigen Marmorreliefs mit dem nach
links gewandten Brustbild eines römischen Cäsars (Abb. 4, 62x50 Zenti-
meter) ist wohl in Florenz zu suchen; er weist in der Technik und Gewand-
behandlung mancherlei Verwandtschaft mit Mino da Fiesole auf, andrerseits
aber erinnert das Relief auch an Rosselinos Art. Ein anderes Werk des-
selben Florentiner Künstlers, gleichfalls ein Cäsarenantlitz mit der Umschrift
AVRELIVS. CAESAR. AUG., das Marcel Reymond dem Mino da Fiesole
zuschreibt, während Venturi (Storia dell'Arte Italiana, VI, S. 626) es in die
Nähe des Rosselino rückt, befindet sich im Bargello. Ist der Cäsar des
Bargello-Reliefs in der ersten Jugendblüte durgestellt, so erscheint der
Imperator des Troppauer Reliefs als reifer Mann. Die Platte unter dem
Brustabschnitt ist leer, war aber wohl zur Aufnahme des Namens bestimmt.
Denn ein Cäsar ist der Dargestellte sicher, das beweist die durch das Haar
Abb. 4. Marmorrelief mit dem Brustbild eines römischen
Kaisers, Art des Rosselino (Museum in Troppau)