eingehend erörtert, als es die Umstände gestatten, und bilden die Grundlage für eine
richtige Beurteilung des Kunstschaffens. Komplizierte und dunkle Entwicklungsgänge
werden im raschen Überblicke durchmessen und führen uns in eine unserer Denkweise
unendlich fernstehende Welt. Ist es auch im Wesen des Themas gelegen, daß es nicht
mit jener Unmittelbarkeit und Frische erörtert werden kann wie das der deutschen
Renaissance, so ersteht vor uns dennoch ein eindrucksvoller Bau von imponierender
Großartigkeit.
Alles in allem genommen dürfen wir einer überschwenglichen Verlegerphraseo-
logie zum Trotze das oft mißbrauchte Wort aussprechen, daß kein Deutscher, der
zur Kunstgeschichte irgendwelche Beziehungen hat, teilnahmslos an diesem groß
angelegten Werke vorübergehen darf. Dazu kommt eine den höchsten Anforderungen
entsprechende illustrative Ausstattung, die allen Wünschen der Verfasser wie der
Leser gerecht zu werden sucht und die sich auf zirka zooo Abbildungen in der für
jeden Einzelfall geeignetsten Reproduktionstechnik erstrecken wird. Es ist daher nicht
unberechtigt, dem umfassenden Unternehmen mit großen Hoffnungen entgegenzusehen.
Ein abschließendes Urteil wird aber immer erst gefällt werden können, sobald einer der
Mitarbeiter die von ihm in Angriff genommene Partie zu Ende geführt haben wird.
Jedenfalls wünschen wir diesem weit ausgreifenden Unternehmen Glück und Erfolg auf
den weiten, schwierigen Weg und hoffen, noch öfter an dieser Stelle darauf zurückkommen
zu können. J. Folnesics
UDOLF VON LARISCI-I, UNTERRICHT IN ORNAMENTALER
SCHRIFTÜk Nach zweijährigem Zwischenraum erscheint nun die vierte Auflage
dieses wertvollen und beliebten Lehrbuches, das noch immer einer Veränderung und Ver-
mehrung des Inhaltes unterworfen wird. Dies beweist einerseits die unermüdliche Weiter-
bildung seiner Lehrgrundsätze wie die genaue Selbstkritik des Verfassers, der mit diesem
Lehrbehelf eine grundlegende Arbeit geschaHen hat. Durch seine Hilfe sind so viele und
tüchtige Kräfte lebendig geworden, die dem modernen Schriftwesen Halt und Qualität
gegeben haben, daß man stets gern in die anregend geschriebenen Seiten des Buches
blickt und es mit Respekt behandeln muß. H. F.
UNDERT SILHOUETTENÖ" Schattenrisse von einem anonymen Wiener
Meister des XVIII. Jahrhunderts nebst einigen neueren Stücken. Im Nachlaß eines
österreichischen Feldzeugmeisters, der 1820 in Wien starb, fand sich ein großer Sammel-
band mit x70 Silhouetten, von denen ein Teil aus schwarzem, ein Teil aus weißem Papier
geschnitten ist. Sie zeigen die sichere Hand eines vortrefflichen Silhouet-tenschneiders, dem
ein besonderer Sinn für das Ornament eigen ist. Es sind zumeist Darstellungen von land-
schaftlichem Inhalt mit bescheidener üguraler Staffage, von ovalen oder rechteckigen
Kränzen oder Girlanden eingeschlossen. In das Bildfeld sind in der Regel zwei oder drei
Bäume hineinkomponiert, deren feines Geäst in unerschöpflicher Abwechslung wie das
Gezweig fein verästelter Moose einen flächenhahen ornamentalen Rhythmus aufweist.
Wenn man die Fröhlichschen genrehaften Bildchen, welche diesen alten Silhouetten an-
geschlossen sind, mit diesen vergleicht, so fühlt man deutlich, wieviel Stilgefühl den
älteren vor dem jüngeren Künstler auszeichnet. Der Verlag hat eine Luxusausgabe und
eine billige Volksausgabe veranstaltet, durch welche diese reizvollen kleinen Kunstwerke
weiten Kreisen zugänglich gemacht werden.
Ihre Betrachtung ist amüsant und anregend. Da der größte Teil im Maßstabe des
Originals wiedergegeben ist, bleibt der volle ornamentale Reiz gewahrt, der das sichere
Können einer vergangenen Kunstepoche glücklich und eindringlich vorAugen führt. I-LF.
"' Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
" Verlag Ed. Beyers Nacht, G. m. b. H., Wien zgu.