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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 12)

kunst, unerwähnt gelassen hat. Die Erörterungen über Geymüllers Forschungen und die über 
den „Cicerone" nehmen den breitesten Raum in dem Briefwechsel ein, daneben klingen 
aber noch allerlei andere Motive aus dem Gebiete der Kunstgeschichte bedeutend nach. 
So über die Villa Lante in Viterbo, von der sich Burckhardt eine Zeichnung von Geymüller 
erbittet. Er ist entzückt: „Diese göttlich-schöne Bau- und Gartenidee! Wer Wasser und 
Gegend hätte, könnte mit nicht gar so enormen Kosten etwas der Art schaffen. Aber die 
jetzigen Menschen, wenn sie reich sind, haben fadenscheinige Ideen, gemischt aus einem 
residu von sogenannten englischen Garten und allen möglichen Chinoiserien, welche 
dann wechseln müssen wie Krinolinen etc. Dies abgeschmackte Volk will Surprisen 
und Attrapen anstatt des ewig Schönen . ." Ein andermal (1884) seufzt er: „Wenn 
sich doch nur jemand der Fassadenmalerei von Italien erbarmen wollte . . . ." Unter den 
gebietenden Archäologen (des Regno) thronen ganz entsetzliche Individuen, welche der 
Rechthaberei in topographischen Fragen zuliebe das ganze Forum zu einem Tal Jesa- 
phat gemacht und wahrscheinlich jetzt Vignolas Portone Farnese und die letzte malerische 
Kulisse - Santa Maria Liberatrice - dem Boden eben gemacht haben. Das gehört frei- 
lich mit zu jemem langen Kapitel von fanatischem Hochmut der Wissenschaft, und dieses 
will ich hier nicht entamieren." - Aus dem einleitenden Kapitel Professor Neumanns 
über Geymüller lernen wir einige höchst interessante Fragmente einer literarischen Wür- 
digung Burckhardts, wie sie sein jüngerer Freund auf vielen einzelnen Blättern hinter- 
lassen hat, kennen. Wäre es ihm beschieden gewesen, sie zu vollenden, es wäre ein „Porträt 
auf Goldgrund gemalt" geworden, „ein evangelischer Bericht desjüngers über den Meister", 
eine Vision mehr, als ein nach der Natur gezeichnetes Bildnis. Aber abgesehen von ihrem 
Wert als ein Zeugnis dafür, wie gewaltig Burckhardt auf Näherstehende wirkte, sind uns 
diese Aufzeichnungen schon deshalb schätzbar, weil sie uns so manchen noch unbekannten 
Zug von dem Wesen Burckhardts überliefern. So wenn Geymüller unter anderem 
berichtet, daß er von der Empfindung der Künstlerseele Burckhardts ganz besonders 
durchdrungen war, wenn dieser für einen oder zwei ihm sympathischer Freunde am Klavier 
saß und sang: „Er war weder, was man einen Klavierspieler noch einen Sänger nennt, und 
doch habe ich selten eigenartigere, feinere musikalische Freudenerlebt, als wennBurckhardt 
eine der Opern Glucks, die Messen Mozarts und dergleichen alleredelste Kompositionen 
spielte und dazu sang. Es waren Genüsse, die man auf keinem Theater der Welt findet 
und die kein Kaiser und König haben kann." - Die Arbeit des Herausgebers ist diesmal 
viel eindringlicher, als sie Trog für die „Briefe an einen Architekten" geliefert hat. Den 
Briefen ist in den Noten .ein erschöpfender Kommentar beigegeben, durch welchen die 
Lektüre wesentlich erleichtert, ja erst recht fruchtbar gemacht wird. Auch das Register 
ist diesmal nicht so lückenhaft. _ E_ Guglia 
FRITZ HOEBER, PETER BEHRENS. Die monographische Behandlung 
moderner Architekten ist von zweierlei Gefahren bedroht; entweder bleibt die Dar- 
stellung in einer rein professionellen Sachlichkeit befangen, die für den Laien unfruchtbar 
ist, oder sie begnügt sich mit einer subjektiven Interpretation wirklicher oder vermeint- 
licher Triebkräfte der allgemeinen geistigen Zeitkultur, was bisweilen in eine lediglich 
schöngeistige Erörterung ausartet. Beide Extreme will die von Fritz Hoeber heraus- 
gegebene, bei Georg Müller und Eugen Rentsch in München erscheinende Monographien- 
serie „Moderne Architekten" vermeiden; ihr Programm ist, aus dem Schaffen jener großen 
Architekten, in denen sich ein so wertvoller Teil der künstlerischen Energie und des 
kulturellen Bedürfnisses der Gegenwart verkörpert, das Wesentliche und allgemein 
Gültige herauszuholen. In dem vorliegenden Bande, dessen geschmackvolle typographische 
Einrichtung und reiche und ernste illustrative Ausstattung der Gediegenheit des Inhaltes 
entsprechen und mit dem der Leiter des ganzen neuen Unternehmens ein Paradigma auf- 
stellt, dem man Vorbildlichkeit für alle nachfolgenden Bände recht nachdrücklich 
wünschen möchte, in diesem Buche über Peter Behrens ist der Versuch gemacht, die
	        
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