kunst, unerwähnt gelassen hat. Die Erörterungen über Geymüllers Forschungen und die über
den „Cicerone" nehmen den breitesten Raum in dem Briefwechsel ein, daneben klingen
aber noch allerlei andere Motive aus dem Gebiete der Kunstgeschichte bedeutend nach.
So über die Villa Lante in Viterbo, von der sich Burckhardt eine Zeichnung von Geymüller
erbittet. Er ist entzückt: „Diese göttlich-schöne Bau- und Gartenidee! Wer Wasser und
Gegend hätte, könnte mit nicht gar so enormen Kosten etwas der Art schaffen. Aber die
jetzigen Menschen, wenn sie reich sind, haben fadenscheinige Ideen, gemischt aus einem
residu von sogenannten englischen Garten und allen möglichen Chinoiserien, welche
dann wechseln müssen wie Krinolinen etc. Dies abgeschmackte Volk will Surprisen
und Attrapen anstatt des ewig Schönen . ." Ein andermal (1884) seufzt er: „Wenn
sich doch nur jemand der Fassadenmalerei von Italien erbarmen wollte . . . ." Unter den
gebietenden Archäologen (des Regno) thronen ganz entsetzliche Individuen, welche der
Rechthaberei in topographischen Fragen zuliebe das ganze Forum zu einem Tal Jesa-
phat gemacht und wahrscheinlich jetzt Vignolas Portone Farnese und die letzte malerische
Kulisse - Santa Maria Liberatrice - dem Boden eben gemacht haben. Das gehört frei-
lich mit zu jemem langen Kapitel von fanatischem Hochmut der Wissenschaft, und dieses
will ich hier nicht entamieren." - Aus dem einleitenden Kapitel Professor Neumanns
über Geymüller lernen wir einige höchst interessante Fragmente einer literarischen Wür-
digung Burckhardts, wie sie sein jüngerer Freund auf vielen einzelnen Blättern hinter-
lassen hat, kennen. Wäre es ihm beschieden gewesen, sie zu vollenden, es wäre ein „Porträt
auf Goldgrund gemalt" geworden, „ein evangelischer Bericht desjüngers über den Meister",
eine Vision mehr, als ein nach der Natur gezeichnetes Bildnis. Aber abgesehen von ihrem
Wert als ein Zeugnis dafür, wie gewaltig Burckhardt auf Näherstehende wirkte, sind uns
diese Aufzeichnungen schon deshalb schätzbar, weil sie uns so manchen noch unbekannten
Zug von dem Wesen Burckhardts überliefern. So wenn Geymüller unter anderem
berichtet, daß er von der Empfindung der Künstlerseele Burckhardts ganz besonders
durchdrungen war, wenn dieser für einen oder zwei ihm sympathischer Freunde am Klavier
saß und sang: „Er war weder, was man einen Klavierspieler noch einen Sänger nennt, und
doch habe ich selten eigenartigere, feinere musikalische Freudenerlebt, als wennBurckhardt
eine der Opern Glucks, die Messen Mozarts und dergleichen alleredelste Kompositionen
spielte und dazu sang. Es waren Genüsse, die man auf keinem Theater der Welt findet
und die kein Kaiser und König haben kann." - Die Arbeit des Herausgebers ist diesmal
viel eindringlicher, als sie Trog für die „Briefe an einen Architekten" geliefert hat. Den
Briefen ist in den Noten .ein erschöpfender Kommentar beigegeben, durch welchen die
Lektüre wesentlich erleichtert, ja erst recht fruchtbar gemacht wird. Auch das Register
ist diesmal nicht so lückenhaft. _ E_ Guglia
FRITZ HOEBER, PETER BEHRENS. Die monographische Behandlung
moderner Architekten ist von zweierlei Gefahren bedroht; entweder bleibt die Dar-
stellung in einer rein professionellen Sachlichkeit befangen, die für den Laien unfruchtbar
ist, oder sie begnügt sich mit einer subjektiven Interpretation wirklicher oder vermeint-
licher Triebkräfte der allgemeinen geistigen Zeitkultur, was bisweilen in eine lediglich
schöngeistige Erörterung ausartet. Beide Extreme will die von Fritz Hoeber heraus-
gegebene, bei Georg Müller und Eugen Rentsch in München erscheinende Monographien-
serie „Moderne Architekten" vermeiden; ihr Programm ist, aus dem Schaffen jener großen
Architekten, in denen sich ein so wertvoller Teil der künstlerischen Energie und des
kulturellen Bedürfnisses der Gegenwart verkörpert, das Wesentliche und allgemein
Gültige herauszuholen. In dem vorliegenden Bande, dessen geschmackvolle typographische
Einrichtung und reiche und ernste illustrative Ausstattung der Gediegenheit des Inhaltes
entsprechen und mit dem der Leiter des ganzen neuen Unternehmens ein Paradigma auf-
stellt, dem man Vorbildlichkeit für alle nachfolgenden Bände recht nachdrücklich
wünschen möchte, in diesem Buche über Peter Behrens ist der Versuch gemacht, die