MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

0x, 
Einrichtungen zu billigen Preisen herzustellen. Wir sehen hier drei von ihnen 
ausgestattete Räume, von denen eigentlich nur Gutes zu sagen wäre, wenn 
sie uns nicht im Vergleich zu ihren Nachbarn gar zu nüchtern vorkommen 
würden. Das moderne Kunstgewerbe wird sich dem französischen Geschmack 
doch nur dadurch anpassen, daß das Handwerk sich wieder zu jener künst- 
lerischen Höhe erhebt, wie es in alten Zeiten der Fall war, wo es keine 
Dutzendware gab. 
 
ALT-WIENER PORZELLANE IN DER KAISER- 
LICHEN EREMITAGE ZU ST. PETERSBURG S0 
VON EDMUND WILHELM BRAUN-TROPPAU Sie 
EN intimen und feinen künstlerischen Reiz der kaiser- 
lichen Eremitage zu St. Petersburg macht, ähnlich 
wie beim Madrider Prado, nicht zuletzt der 
Umstand aus, daß sie in der Hauptsache nicht ein 
modernes, in den letzten Jahrzehnten kunst- 
historischer Forschung angelegtes systematisches 
Museum ist, sondern daß sie eigentlich den Privat- 
besitz eines unerrneßlich reichen Herrscher- 
geschlechtes repräsentiert, von dem einzelne Mit- 
glieder ein außerordentlich verfeinertes Luxus- 
empfinden hatten, welchem sie bei der Erwerbung 
von Kunstwerken unabhängig von den Kosten nachgeben konnten. So kamen 
die herrlichen Bijoux des französischen Rokoko, die stolzen Edelmetallschätze 
und die Sevres-Porzellane nach Petersburg. Dazu gesellten sich noch gleich 
prunkvolle Geschenke fremder Monarchen, die das Erlesenste an Kunst- 
gewerbe, was in ihren Ländern, in ihren eigenen Manufakturen entstand, 
nach dem Zarenhof sandten, so das Berliner Porzellanservice, welches 
Friedrich der Große seiner mächtigen Gegnerin Katharina II. widmete. 
Unter den im „Saale der Kostbarkeiten" und im Verbindungsgang zum 
Winterpalais aufgestellten Porzellanen findet sich auch eine stattliche Anzahl 
von solchen aus der Wiener Manufaktur, sowohl aus der Periode Du 
Paquiers wie aus den verschiedenen Perioden der kaiserlichen Verwaltung. 
Daß der Wiener Hof schon in der vorkaiserlichen Zeit unmontierte und auch 
montierte Porzellane der einheimischen Fabrik kaufte und auch verschenkte, 
ist ja schon von mir nachgewiesen worden. (Wiener Porzellanwerk, S. g ff.) 
Wenn erst einmal die kaiserlichen Hofzahlamtsrechnungen aus der ersten 
Hälfte des XVIII. Jahrhunderts publiziert sein werden, können wir aus 
denselben wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit genauere Angaben über 
solche Geschenke für fremde Höfe entnehmen. 
Dem liebenswürdigen Entgegenkommen des Vorstandes der Porzellan-, 
Silber- und Kostbarkeitenabteilung der Eremitage, des Herrn Baron Fölkersam,
	        
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