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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

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bei der Manufaktur im Allerhöchsten Auftrage bestellten Tafelservices, das 
im September 1786 mit 803 Gulden bezahlt wurde. Aus allem geht hervor, 
daß es sich hierbei um ein Geschenk des Kaisersfür den russischen Thron- 
folger Paul handelt, dann ist aber auch die Vermutung vollständig berechtigt, 
daß dieses blau-goldene Service der Eremitage identisch ist mit dem von 
Cobenzl bestellten, dessen Liste hier folgt." 
Gleich bedeutend an künstlerischer Qualität und Menge wie der in 
der Wiener Porzellanausstellung des Österreichischen Museums im jahre 
rgo4 exponiert gewesene Tellersatz der Empirezeit aus dem Besitze des 
österreichischen Hofes ist eine aus 44 Stück bestehende Serie solcher 
reich bemalter Prunkteller in der Eremitage. Es würde hier zu weit 
führen, dieselben alle in extenso zu beschreiben, das mag einer andern 
Gelegenheit vorbehalten bleiben, nur möchte ich bemerken, daß dieselben 
nach den Stempeln zumeist aus den Jahren 1804 bis 1807 stammen, obwohl 
auch einige wenige die Jahresstempel von 1798 bis r8oo tragen. Wir finden 
allerlei Kopien nach englischen und französischen Stichen, dann nach 
' LISTE D' UN SERVICE DE PORCELAINE TANT POUR LE BESOXN DE LA TABLE, QUE POUR 
L' OFFICE. 
POUR LA CUISINE. POUR L'OFFICE. 
4 Pots ä soupe ronds avec leur plats, 8 Cornpotiers ronds, 
4 Terrines ovales avee leur plats, 4 dto. ovales, 
4 Plats ovales pour poisson, 4 dto. en coquilles, 
72 Assiettes ä Soupe, 4 Corbeilles ronds } vom [mit 
48 Pots a creme, 4 dto. ovales ' 
2 petites jattes ou Ecuelles pour maladie, 20a Assiettes pour dessert, 
8 Saucieres. 7a dto. pour bonbons, 
4 Glacieres pour fruit glacees, 
PARTIE DU CQUVREÜR DE TABI-Eß 7: Tasses A cafe' de diHerente copen et forme, 
4 Moutardiers, n Tasses ä Cbocolade, 
4 Huiliers, 2 Grandes jattes s Ponche, 
8 Seaux et 1 Grande Saladiere pour faire la Salade, 
8 Verriers ponr les Vins de table, z Thejers grande et petite, 
8 Seaux et 2 Caffetiers Grande et petite, 
8 Verriers pour Vins de liqueurs, 4 Laitiers, 
Eo Goblets ä Verrnouth, 6 Sucriers, 
4 Saladiers, 
4 Beurriers, 
8 Ovales paur hors tfteuvres d'ofhce. 
Une decoration completee des biscuit a Pantique et les manches pour 72 couteaux. Gabun, 
Wichtig und wertvoll sind in diesem Verzeichnis die Angaben über die Bestimmung der einzelnen Gefäß- 
formen. In der oberen Reihe der Abbildung sehen wir zwei große Saladieres, einen runden Suppentopf und zwei 
kleine „Pots ä creme", die man auch „Cocots" nannte. Die Porzellane auf der unteren Reihe sind ohne weiteres 
erkenntlich. ünternSeaux" verstand man die vasenähnlichen deckellosen Töpfe mit rundem Fuße, in denen man 
die Flaschen kühlte. Der Stich von P. E. Motte nach Lancret, „Partie de plaisir", zeigt auf der gedeckten Tafel 
zwei solcher Seaux, von denen der eine die Flasche noch in sich birgt, während sie aus dem zweiten von einem 
Herrn herausgenommen wird, der den Wein einschenkt. Die Verriers (Abbildungen eines solchen im Wiener 
Porzellanwerk, Tafel XXV, r, und Tafel XVIII, 4) sind die ovalen terrinenähnlichen Gefäße mit gezahntem Rande. 
Das Innere war mit Eis gefüllt und die Gläser ruhten auf dem Eis, während ihre GriHe in den einzelnen Öffnungen 
des Randes lagen. Auch hierfür gibt es einen Beleg in dem Stich von Helman, „Le Souper tin", nach der 
Zeichnung von Moreau le Jeune. 
Unter den Glacieres endlich hat man jene runden Kessel (Abbildungen im Wiener Porzellanwerk. Tafel 
XVII, x) mit Einsatz und Deckel (letztere mit Griff) zu verstehen, die gleichfalls im Service der Eremitage 
erhalten sind. Die Compotiers ronds, ovales und en coquilles finden wir auch bei dem Liechtenstein-Service wieder 
(Abbildung ebenda, Tafel XX) Die „petites jattes ou ecuelles pour maladies" sind die kleinen runden Deckel- 
terrinen mit Untertassen, die man in Deutschland auch Wochenterrinen nannte, weil sie den Wöchnerinnen mit
	        
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