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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

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Sicherlich ist unsere nervöse hastende Zeit dem Festhalten der Eindrücke durch 
rasch und frei niedergeschriebene Notizen günstig, sicher ist heute manche Vorarbeit 
und Studie eindrucksvoller, unmittelbarer als manches fertige Bild desselben Künstlers. 
Es ist interessant zu sehen, wie die einen schon in ihren Bleistift- und Pinselstudien vor 
der Natur das fertige Bild sehen, während andern die Studie nur eine Gedächtnisstütze, 
nur eine Arbeitsnotiz ist, deren viele einzelne nötig sind, um einen Kompositionsgedanken 
zu fördern. So sehen wir in dem kleinen Raum, der mit den schönen Kohlenzeichnungen 
Rudolf Bachers angefüllt ist, das Werden größerer Bilder durch eingehendes vorbereitendes 
Studium der Be- 
wegung, des Um- 
risses und Aus- 
druckes einzelner 
Teile. Solche Blät- 
ter sind an sich 
wertvoll, wenn 
auch ihre Bestim- 
mung sie nicht als 
abgeschlossenem- 
beiten erscheinen 
läßt. Ähnlich stu- 
dieren Maximilian 
Liebenwein, Alois 
Kolb die einzel- 
nen wichtigen Tei- 
le ihrer Komposi- 
tionen. Xn diesen 
Studien fühlt man 
bereits die Ten- 
denz zum Bilden, 
zur Abrundung, 
sie gehen über das 
Zufällige des Ein- 
druckes hinaus 
und betonen das 
Wesentliche, Ver- 
einfachte. I-I.Tichy 
 
bringt vollends ab- 
Abb. 28. Wiener Porzellanteller mit der bunten Darstellung der „Shepherdess of the geSChIOSSgIE Bfld" 
Alps", um x7g3 (Kaiserliche Eremitage, St. Petersburg) eTlÜNÜffe In 561116!" 
tonigen, weichen 
Art. Andere geben nervös hingeworfene Impressionen, die das Flüchtigste festhalten 
wollen, wie Otto Friedrich in seinen Rötel- und Kreideskizzen zu Figurenbildern oder Josef 
Engelhardt in den Bewegungsstudien zum Waldmüller-Denkrnal, Arnold Roux in seinen 
Pferdestudien. Bei Grom-Rottmayer wird aus der Studie ein graphisches Werk 
voll Selbständigkeit. Illustrative und graphische Begabungen arbeiten schon in der 
Bildnotiz auf den Raumausschnitt, den dekorativen Effekt hin. Fr. König zeigt dies ebenso 
wie Walter Klemm und V.Thiemann. Anton Nowak, A1. Hänisch, Rich. Harliinger, L. Rösch 
bringen so weit durchgebildete landschaftliche und architektonische Studien, daß fertige 
Illustrationen vor uns ausgebreitet scheinen. Unsere moderneReproduktionstechnikgestattet 
ja die täuschende Wiedergabe solcher Blätter, und sie bilden einen wohltuenden Gegensatz 
zur mechanischen Gleichmäßigkeit der Bildreproduktion, die immer etwas unpersönlich 
Starres behält. Der graphische Künstler führt durch sein Temperament den Beschauer
	        
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