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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

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sicher und suggestiv zum Wesentlichen des Eindrucks und erläßt ihm das unbedeutende 
Detail, das Zufällige. 
Zu den eindrucksvollsten Arbeiten gehören die schönen lnterieurs von F. Schmutzer 
in Kreide und Bleistift, die eine so starke und abgeschlossene Wirkung besitzen, wie sie 
nur immer auf graphischem Wege erreicht werden kann. Hier ist aus dem Material das 
Beste geholt. 
An diese graphischen Arbeiten ist ein Interieur angereiht, das den geschmackvollen 
Dagobert Peche als Raumkünstler wie als Graphiker in seiner eigenartigen Weise reprä- 
sentiert. 
NTERNATIONALE SCHWARZ-WEISS-AUSSTELLUNG. Der aka- 
demische Verband für Literatur und Musik, der sein so verdienstvolles Wirken auch auf 
das Gebiet der bildenden Kunst ausdehnt, hat mit einer internationalen graphischen 
Ausstellung ein sehr erfreuliches Unternehmen ins Werk gesetzt. 
In sehr umfassender Weise ist durch dasselbe gezeigt worden, was heute in allen 
führenden Ländern auf graphischem Gebiete geleistet und erstrebt wird und da es sich 
vielfach um ganz unverbrauchte und noch jugendliche Vorkämpfer für neue künstlerische 
Anschauungen handelt, denen noch keine Gelegenheit die Aussprache im großen Stil 
ermöglichte, so drückt sich hier auch das neue Wollen überhaupt zum erstenmal 
übersichtlich aus. 
Es ist ein internationaler Chorus, der vernehmlich und eindringlich für die 
Anschauungen der jüngsten Künstlergeneration Wertschätzung und Verständnis fordert. 
Ein Vorbote dieses Unternehmens war der „Blaue Reiter", der 191a von Kandinsky und 
Marc bei Piper in München herausgegeben wurde - dem Andenken Tschudis gewidmet. 
Was dort mutig begonnen und durch bildende Künstler erklärt und begründet wurde, 
erscheint nun erweitert und vertieft in einer Ausstellung vorgeführt, die einen unmittel- 
baren Kontakt mit den Kunstwerken ermöglicht. Der interessante Katalog bringt auch in 
dem anregenden Gespräch über Graphik von E. A. Reinhardt das Wesentliche, was 
dazu dienen mag, weitere Kreise in die Anschauungen und Absichten der jüngeren 
Künstlergeneration einzuführen. Auch hier sind die Äußerungen bildender Künstler über 
ihre Kunst das Maßgebende. 
Die österreichische Gruppe erscheint mit G. Klimt an der Spitze, der seine alte 
Führerstellung auch heute noch sicher behauptet. Bert. Löffler und Emil Orlik, Adolf 
Hölzel, Anton Hanak (Bildhauer) gehören zu den offiziell anerkannten Größen, wenn 
auch zweien von ihnen erst durch Deutschland die verdiente Anerkennung wurde. 
Aus der jüngsten Wiener Generation ragen O. Kokoschka, F. A. Harta, P. v. Gütersloh, 
E. Schiele, E. Lang hervor; dem Letztgenannten fällt auch noch das Verdienst zum großen 
Teil zu, diese Veranstaltung durchgesetzt zu haben. l-lartas Absichten, die Bewegung durch 
kühnes Verlassen der normalen „Richtigkeit" der Zeichnung darzustellen, bildet ein 
auffallendes Symptom der revolutionierenden Bestrebungen, die über bisher Erreichtes 
hinausgehen. Ebenso sind jene Farbendichtungen Güterslohs, denen jeder Naturalismus 
fremd ist, charakteristisch für die Tendenz, gleichzeitige Vorgänge zu verbinden, 
mystischen Einflüssen nachzusinnen. Kokoschka ist durch eine ganz trellliche Porh-ätfolge 
vertreten. Daß nicht mehr ein einziger Standpunkt des Beschauers festgehalten, sondern das 
gleichzeitige Darstellen wechselnder Standpunkte gestattet wird; daß nicht das unmittel- 
bare Geschaute, sondern das innerlich Erlebte und Gewollte in den Vordergrund tritt. ringt 
sich durch. Wir haben es vorwiegend mit „Ausdruckszeichnungen" zu tun, die nicht eine 
bloße Arbeitsnotiz bilden. Diese nennt der Maler des Vorwortes richtig „Werkzeichnungen", 
sie sind in dieser Ausstellung vermieden. In dem Streben nach Prägnanz des Ausdrucks, 
Vereinfachung der Mittel sind K. Hofer, J. Stursa erfolgreich; sie zeigen, wie wenig 
Aufwand nötig ist, um Wesentliches darzustellen. Das Visionäre und das Phantasieerlebnis 
tritt bei Barlach und andern in den Vordergrund des Schaffens.
	        
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