.11
Man spürt den kalten glitzernden Glast der Eisschollen, ein Ton wie grausilbrig perl-
mutterschirnmerndes Email. Sprünge und Risse gehen wie ein Craquele über die Fläche,
und dunkel ziehen die schmalen Striche der offenen Strömung:
„Krachfs, gleich bricht's doch nicht,
Bricht's gleich, bricht's nicht mit Dir."
Spanische Frühlingserinnerung wecken die Szenen und Landschaften von Schad-
Rossa, doch mehr durch Stoff und Etikette, durch Corrida-Motive und durch die Martins-
brücke - die über felsigtes Flußbett zu der aus gelbrötlichem Gestein aufwachsenden
Gottesstadt allegorisch verheißungshaft hinüberleitet - als durch inbrünstige Einfühlung
und packende Ausdruckskraft.
Eine kleine Sonderausstellung in der Ausstellung gilt dem Porträt. Doch ist die
Menschenbildnerei nicht gerade schöpferisch in dieser gemäßigten Zone. Da sieht man
neben bieder beschaulichen Gelehrtenköpfen Pudergesichtchen über dem Redoutenreifrock
(von Heilemann), und die Feschheit ist genau so konventionell wie die Biederkeit.
Drall wirkt das jovialisierende Bild des Komikers M. mit den vollmondleuchtenden
Hofbräubacken und den dicken Behängen von Hirschhaken an der Uhrkette über den prallen
Bauch. Aber kreidig leblos starrt uns die Pawlowna Schuster-Woldans an, deren glitzerndes
Pizzikato hier erfroren ist.
Wirkliche Qualität haben in diesem Kreis die "monumentalen Architekturskulpturen
Metzners. Granitmenschen als Bauglieder, lastentragende Gestalten, eingefaltet in große
verhüllende Form voll Riesenmaße. Und Pfeilerreliefs vom Völkerschlachfdenkmal sind auch
dabei. Der, der dies machtvoll getürmt, ein Werk des Reichs, der Kraft und der Herrlich-
keit und ein Epos in Stein, Bruno Schmitz, ist hier vertreten durch interessante Werktisch-
blätter: durch perspektivische Schnitte dieses Denkmals und des Mannheimer Reiß-
Museums voll sinnvoller Gliederung der Baumassen, durch Ansichten des Ausbaues vom
Freiberger Dom in seinem malerischen Verhältnis zu den krummen alten Stadtgassen, die
sich um ihn herumwinden mit windschiefen Häusern und Giebeldächern. F. P.
ERLIN. VERSTEIGERUNG DER KUNSTSAMMLUNGEN BARONS
ALBERT VON OPPENHEIM. Die Kunstsammlungen des verstorbenen Barons
Albert von Oppenheim in Köln werden im Oktober dieses jahres in Rudolf Lepkes Kunst-
auktionshaus in Berlin unter gemeinsamer Leitung der Firmen Hugo Helbing in München
und Rudolf Lepkes Kunstauktionshaus versteigert. Der erste Teil der Oppenheimschen
Sammlungen enthält Gemälde erster Meister des XV. bis XVII. Jahrhunderts, darunter
das Hauptwerk des Petrus Christus, ferner Werke von Quinten Messys, Gerard David,
Rembrandt, Frans Hals, Rubens, Pieter de Hooch, van Dyck, Hobbema, Ruisdael, Jan Steen,
Terborgh, Teniers, Cuijp. Der zweite Teil umfaßt das Kunstgewerbe. Hierunter befinden
sich die berühmte Krugsammlung Oppenheims, frühgotische Glasfenster, Holzskulpturen,
Schmelzarbeiten, gotische und Renaissancemöbel. Die Katalogisierung der Gemälde hat
Exzellenz von Bode, die der kunstgewerblichen SammlungGeheimrat von Falke übernommen.
ERZHERZOG RAINER-MUSEUM. Anläßlich des am 2. Dezember
v. J. vollendeten 4ojährigen Bestandes hat das Erzherzog Rainer-Museum in Brünn
am x. Dezember eine Festsitzung des Kuratoriums abgehalten, in welcher der Statthalter
von Mähren Freiherr von Bleyleben als Präsident des Kuratoriums der Anstalt seine vollste
Anerkennung für ihre Tätigkeit aussprach, und eine Gedächtnisfeier unter Mitwirkung
des Brünner Männergesangvereines veranstaltet. An diesem Tage konnten auch die nach
erfolgtem Umbau neugeordneten Sammlungen des Museums wieder eröffnet werden. Ein
an diesem Tage erschienenes Werk über „Das Erzherzog Rainer-Museum", das von
Direktor Julius Leisching im Auftrage des Kuratoriums herausgegeben wurde, schildert
die Entwicklung der Anstalt in den ersten vier Jahrzehnten ihres Bestandes und stellt auf
60 Tafeln die hervorragendsten Gegenstände der Sammlungen dar.