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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

Von Frederic Lauth sehen wir ein ernstes, ein wenig steifes Porträt, einen würde- 
vollen Richter in seiner Arntskleidung. Die italienischen Skizzen fielen mir durch ihre aus- 
gesuchte Farblosigkeit auf. 
Antoine Calbet hat wieder einmal etwas Entzückendes geleistet. Das Bild (diesmal in 
Öl) heißt „un Bouquet de Roses" und stellt zwei reizende Köpfe, eine Frau und ein kleines 
Mädchen, vor einem blühenden Rosenstrauch dar. Das Ganze in einem sonnigen Licht, jenen 
goldigblonden Tönen, welche eine Spezialität Calbets sind und unendlich anziehend wirken. 
Die Genrebilder von Rupert Bunny erzielen auch hier den gewohnten Erfolg; er 
ist seiner Vorliebe für Beleuchtungseffekte am Ufer oder Strande treu geblieben. Ulisse 
Caputo wagt es, in seinen Genrebildern allerlei grell gemusterte Stoffe zu vereinigen und es 
gelingt ihm, damit ein harmonisches Ganzes zu schaffen. Das beste seiner drei Bilder ist 
eine Frauengestalt vor einem Spiegel, „le Pendantif" genannt. 
Albert Fourie arbeitet gewissenhaft nach der Manier eines Meisters aus dem XVIII. Jahr- 
hundert und zeigt hiermit jedenfalls guten Geschmack in der Wahl seiner Vorbilder. Seine 
Zeichnungen in drei Farben stellen zumeist hübsche Frauenkörper und schwebende kleine 
Engel in einer summarischen Landschaft dar. Manches davon wirkt angenehm, doch ist dieser 
Künstler sehr ungleich in seinen Leistungen. Weniger glücklich als in seinen Porträten ist 
diesmal Felix Borchardt. Zwei ländliche Volkstypen in einem Kuhstall sind ein wenig 
hölzern ausgefallen, auch für die beiden Landschaften (Waldbilder) kann man sich nicht 
gut erwärmen. 
Die kleinen Bilder vom Trianon in Versailles sind in dieser Art das Beste, was man 
sich wünschen kann; überhaupt sind in der „Societe Internationale" gerade die Land- 
schaftsrnaler in hervorragendster Weise vertreten. Ein Bild von Harrison ist immer mit 
einem schönen Gedicht oder einem klangvollen Akkord zu vergleichen. Unter den vier 
Marinebildern ist jedes einzelne wunderbar, in „le Gamin breton" ist die sonst fast immer 
einsame Naturstimmung durch eine Knabeniigur belebt. Julius Olsson liebt es, den Eindruck 
stürmischer Elemente zu fesseln; in seiner Darstellung der Natur liegt stets etwas Leiden- 
schaftliches, so auch in den vier Meerbildern, welche er hier ausstellt. Grimelund 
hat die Schönheiten der norwegischen Küste in packender Weise verewigt. Einer der vielen 
Liebhaber von Venedig ist St. Germier, doch gehört er auch zu den wenigen Auserlesenen, 
die sich bis zur Höhe eines Kunstwerkes emporarbeiten. 
Die russischen Landschaften von Michael Tkatchenko haben einen eigenartigen, 
exotischen, etwas düsteren Reiz. Sie sind offenbar naturgetreu und jedenfalls durchaus 
künstlerisch behandelt. Ein großes Fischerbild rnit strahlenden Sonnenreflexen, „Rocher au 
Soleil", von Walden ist wie ein herzerfreuender Ausblick in das Land der Sonne. 
Pierre Waidrnann ist in seiner Manier etwas großzügiger geworden, ohne jedoch 
irgendwelche seiner glänzenden Eigenschaften zu vernachlässigen. Von den Land- 
schaftsmalern sind anschließend an die Besten noch einige erwähnenswert, und zwar; 
Auguste Gorguet (Bilder aus der römischen Campagna), Quignon, Lorimer und Realier 
Dumas. 
Die beiden Volkstypen, galizische Bäuerinnen, von Richir, sowie die Interieurbildchen 
von Albert Lynch sind jedes in seiner Art sehr gelungen. Ganz vorzüglich auch die heiteren 
farbenfreudigen Phantasieszenen von Paul Albert Laurens. Guillonnet hat diesmal ganz 
erheblich an Bedeutung zugenommen. Sein Bild „La Venus aux Paons" ist von farben- 
üppiger Schönheit. Die ganz kleine Statue der Venus, welche einen Brunnen krönt, rnuß 
man zwar erst suchen, dasWichtigste sind aber die malerischen Pfauen, welche sie umgeben, 
das Laubwerk und der sonnig leuchtende See im Hintergrund. Einige kleinere Bilder in 
demselben Stil zeigen anmutige Szenen in einer idealen Gartenlandschaft. Besonders 
geschmackvoll ist eine weiße Frauengestalt, umgeben von weißen Pfauen. Über die 
Tänzerinnen von Carrier Belleuse und die niedlichen Blumenbildchen von Raymond 
Woog ist nichts Neues zu sagen, dieselben oder ähnliche Werke finden wir fast in jeder 
Ausstellung.
	        
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