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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 2)

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dekorativer Weise schräg angebrachten Schilde. Der Verstorbene ist mit 
geschlossenen Augen, mit über der Brust gekreuzten Händen dargestellt. 
Hierdurch gewinnt erst das Werk den Charakter einer Grabfigur, welche 
sonst entschieden stehend, ohne jedes Schwanken zwischen Stehen und 
Liegen aufgefaßt ist, das an mittelalterlichen Grabmälern so oft vorkommt. 
Ja, die Figur chen Ober- 
dreht sich et- - i Häche der Ge- 
was nach wandung ver- 
rechts - die spürtmandie 
Tiefe der Ni- ruhige Statik 
sche läßt die desfesten Kör- 
Bewegungzu pers in der 
- und streift natürlichen 
hierdurch die Q Fülle seines 
Frontalität im Organismus. 
vollends ab. Die Haltung 
Trotz der Be- der Gestalt 
verrät eine 
stark realisti- 
sche Auffas- 
tonung des 
Todes haben 
wir es hier 
mit der lebens- sung.Die über 
vollen, indi- der Brust ge- 
viduellen Dar- kreuzten Hän- 
 
de sind mit 
unverkennbarem organi- 
schen Gefühl modelliert. 
Die untere Hälfte des Kör- 
pers ist von dem weiten 
Gewande ganz verdeckt - 
nur die eine Fußspitze 
wagt sich aus der reichen 
Draperie hervor _, um so 
energischer kommt die or- 
ganische Gestaltung der 
stellung des 
Verstorbenen zu tun. Mit 
vollendeter Meisterschaft 
ist die komplizierte Gewan- 
dung wiedergegeben und 
der dem Geschmack des 
späten Mittelalters so sehr 
zusagende bewegte Reich- 
tum erreicht. Doch die Figur 
selbst nimmt an der reichen 
Bewegung der Draperie 
keinen Teil. Der spätgoti- Abb 2 Grabmm im Brust, der Schultern zur 
scheSchwungistihrfrernd. Mustm in vmlch Geltung. Das Gesichtmacht 
Unterder abwechslungsrei- den Eindruck eines unbe- 
dingt treuen Porträts. Die starke Knochenbildung, die langen, schlaffen 
Gesichtsfalten, die tiefen Augenhöhlen, der zusammengepreßte Mund, das 
starke Kinn, die großen Ohren, das unter der Kapuze sichtbare rauhe Haar 
und sogar die Asymmetrie des Gesichts vereinigen sich zu einer entschieden 
realistischen, individuellen Wirkung. Hierzu kommt jene Ungesuchtheit, 
Innerlichkeit, die, jeder Ostentation fremd, das Grabdenkmal auszeichnet. 
Es ist gewiß nicht den Durchschnittsdenkmälern der Zeit zuzuzählen und
	        
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