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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 2)

 
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die Kunst des Meisters weicht von der Manier jener Bildhauer des XV. jahr- 
hunderts ab, welche mit einer großen Menge dekorativ wirkender, 
bestechender, doch weniger tief aufgefaßter Denkmäler die Kirchen Süd- 
deutschlands bevölkert haben. 
Die an dem architektonischen Teil des Denkmals auffallende Sparsam- 
keit an dekorativen Zutaten erhöht jedenfalls die packende Wirkung der 
Grabtigur. Die Nische selbst ist nur sehr bescheiden mit gotischem Stabwerk 
gegliedert. Sehr fein ist die mit Perlen, Edelsteinen sowie mit dem gestickten Bild 
der thronenden Madonna geschmückte Mitra dargestellt. Leider ist die gewiß 
in durchbrochener Arbeit reich ausgeführt 
gewesene Krümmung des Stabes verloren 
gegangen. Sehr stark sind auch die beiden 
"ganz oben angebrachten lebhaft beweg- 
ten kleinen Engeltiguren beschädigt. Die 
eine hielt, von dem Wappenschild zum 
Teil verdeckt, das Ende des auf den pro- 
iilierten Spitzbogen der Nische herabfallen- 
den Schriftbandes, die andere hatte wahr- 
scheinlich mit dem verlorengegangenen 
Oberteil des Krummstabes zu schaffen." 
Das größte der bekannten Werke des 
Nikolaus von Leyen, die Deckplatte des 
Wiener Kaisergrabes, stellt gleichfalls die 
Figur des Verstorbenen in einer Nische 
dar. Es ist ein Motiv, das dem Künstler 
besonders lieb sein mochte, da er daran 
auch unter so ungünstigen Verhältnis- 
sen, in der für die Komposition geradezu 
-widersinnigen horizontalen Anordnung 
Ablmi- G"b"';:f'i'!'l"'sf't';:i:1i'"e"'" "M" festhielt. Man mag Vöge beistimmen, daß 
' die Aufgabe ihm überhaupt gegen den 
Strich gewesen sein wird. Nun kann das Preßburger Denkmal, welches 
auch an Umfang bescheidener und aus einem geringeren Material hergestellt 
ist, an reicher Ausführung mit dem notwendigerweise repräsentativ-prunk- 
vollen kaiserlichen Grabmal gewiß nicht verglichen werden. Doch kommt 
darin jenes Kunstwollen, welches der Grabplatte Friedrichs III. und sogar 
derjenigen der Kaiserin Eleonora zugrunde liegt - mag letztere auch nur 
eine Gesellenarbeit sein - noch reiner, von äußeren Umständen ungetrübter 
zur Geltung. Nikolaus faßt den architektonischen Rahmen nicht als bloße 
Dekoration auf, sondern sucht eine wirkliche oder auch nur angedeutete 
" An der linken Seite der Brust des Propstes befindet sich eine dreieckige Vertiefung. Wahrscheinlich 
wurde das Herz Schombergs, in eine Büchse geschlossen, hier beigesetzt. Dies würde auch den Umstand, daß 
eigentlich zwei Grabsteine da sind, erklären. Die Volksphanzasie hat jedoch diesen, jedenfalls auffallenden 
Umstand auf ihre Art gedeutet und Schomberg steht in Preßburg auch heute noch im Angedenken eines 
besonders „herzlosen" Menschen.
	        
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