lebt die Schilderung von Haus und Hof wieder auf. Seitdem sind Straßen- und Platzbilder
alter Städtchen in größerer Zahl vertreten. Man muß sich dessen freuen, denn für alle jene,
denen die Malerei nicht an sich ein Genuß ist, für alle, denen die Erzählung das wichtigere
ist, für diese vielen ist die Schilderung der schönen und wenig beachteten Schätze der
Heimat nützlich und wertvoll, sie lernen sehen. Nur haben diese Darstellungen selten mehr
mit der Kunst der Malerei Zusammenhang. Es sind Illustrationen, die zeichnerischen
oder malerischen Reiz besitzen.
EREINIGUNG BILDENDER KÜNSTLERINNEN ÖSTERREICHS.
Es ist interessant zu sehen, wie sehr die kunstgewerbliche Betätigung den österrei-
chischen Künstlerinnen glückt. Während die hohe Kunst der Malerei nur ganz wenigen
Auserwählten ihre Pforten weit öffnet, hat die keramische, textile, metalltechnische
Arbeitswelt viele liebenswürdige weibliche Talente gastfreundlich aufgenommen. Auch
eine Raumgestaltung ist vertreten, die mit Erfolg Anregungen der Wiener Kunstgewerbe
widerspiegelt. So bildet die kunstgewerbliche Gruppe in dieser Ausstellung ein innerlich
zusammengehöriges neues Gefüge, dem man weiteren Ausbau und günstige Entwicklungs-
möglichkeiten wünscht.
Es ist verdienstvoller, daß die Keramik zur Kunst erhoben, als daB die Malerei ihren
hohen Zielen entzogen wird. Die malenden Damen sind ja numerisch überwiegend; aber
man fühlt nicht die frische, sichereProduktivität an den Bildern, die man an den keramischen
Werken sieht. Es ist dies ja auch ein Zeichen der Zeit, die der hohen Kunst weit weniger
entgegenkommt als den gewerblichen Künsten.
So ist ja auch hier wieder das Gebiet der Graphik viel besser bebaut als das der
Malerei. Und jene Künstlerinnen, die ihr Streben über die engeren Ziele hinaus zu den
größten führt, büßen leicht die Originalität ein, die sie früher zu entwickeln vermochten.
Auch dafür sind in dieser Ausstellung einige Beispiele vorhanden.
OLLEKTIVAUSSTELLUNG KROATISCI-IER KUNST. In den Räumen
der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs haben die Malerin Nasta Rojc,
die Bildhauerin Mila Wod sowie die beiden Frauenvereine, welche die Hebung der
Nationalindustrie in Agram und in Petrinja zum Gegenstand ihres Strebens gemacht haben,
eine Kollektivausstellung kroatischer Kunst veranstaltet.
An den Bildern wie an den Plastiken kann man außer dem Gegenständlichen eine
nationale oder irgendwie starke Note kaum entdecken. Der südslawische Charakter ist
von einigen Künstlern schon in weit ernsterer Form zum Ausdruck gebracht worden.
In der Ausstellung der Stickereien und Spitzen, der eine sehr reizvolle Kollektion
alter Originalarbeiten bäuerlichen Ursprungs beigegeben ist, interessieren nur jene, die ein
wirkliches Verarbeiten volkstümlicher Anregungen zeigen. Ein bloßes Kopieren alter
Motive und Übertragen auf wesensfremde Zwecke moderner bürgerlicher Kreise ist ja oft
genug als falsch und wertlos erkannt worden. Es wäre bedauerlich, wenn in Kroatien der-
selbe Fehler begangen würde, der die gute Sache schon anderwärts gefährdet hat. Gerade
weil hier manches treffliche Stück vorliegt, das die alte Technik, den alten Farben-
geschmack und ornamentalen Zug zu bewahren weiß und dem neuen Zweck und meist
auch neuem Material mit eigenen freien Umbildungen und Neuschöpfungen gerecht zu
werden versteht, möge hier auf die großen Qualitätsunterschiede in den Leistungen hin-
gewiesen werden.
Die Sache ist wichtig und kann nicht stark genug betont werden. Nicht das, was man
„von seinen Vätern ererbt hat", besitzt man voll und ganz; man muß alles wieder neu sich
„erwerben, um es verdient zu haben". So genügt ja niemals das Verwenden „fertiger
Überlieferungen". Erst das, was wir neu daraus schaifen, besitzt einen Wert. Der Eifer,
mit dem in Kroatien den schönen und vielfach auch eigenartigen lokalen künstlerischen
Überlieferungen nachgeforscht wird, ist ein sehr anerkennenswerter. Nun muß sich