MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 2)

erweisen, ob auch die künstlerischen Kräfte da sind, diese Schätze zu heben und nutzbar 
zu machen. 
Sicher ist die Veranstaltung solcher Schaustellungen unter objektiver Gegenüber- 
stellung alter und neuer Leistungen ein Beweis für ehrliches Streben und fördernswertes 
Wollen. 
ABLQ PICASSO. Die Galerie Miethke zeigte eine Kollektion älterer und neuerer 
Arbeiten von Pablo Picasso, dem Pariser Führer einer sehr exzentrischen modernen 
Bewegung. - 
Seine Akte, insbesondere solche aus dem Artistenleben, kennzeichnen seine frühere 
Art, die starkes Können verrät. 
In seinen neuesten Sachen gibt er nicht mehr die Welt der Erscheinungen, sondern 
eine Abstraktion, die Dinge aus ihrem Inneren heraus betrachtet. Solange diese Versuche 
auf gänzlicher Ausschaltung der normalen Sehvorgänge beruhen und eine konstruierte, 
verstandesmäßige Vorbereitung voraussetzen, werden sie wohl nur ihn selbst überzeugen, 
alle andern aber nur abschrecken können. 
EISTERBUND ÖSTERREICHISCHER PHOTOGRAPHEN. Im Ar- 
kadenhofe des Österreichischen Museums hatten einige der besten Wiener Berufs- 
photographen eine Schaustellung ihrer Porträtaufnahmen veranstaltet, in welchen sie 
künstlerischen Grundsätzen huldigen. 
Zwischen dem Geschmack des Publikums und den künstlerischen Absichten des Photo- 
graphen besteht eine Kluft, die zu überbrücken große Geschicklichkeit und Ausdauer erfordert. 
Während der Amateur Schranken materieller und Rücksichten berufspolitischer Art 
nicht zu kennen braucht, ist der Berufsphotograph von den Wünschen seiner Modelle sehr 
abhängig. Trotzdem ist das erreichte Niveau in der vorgeführten Auswahl schon ein sehr 
erfreuliches. Daß gerade dort, wo dieDargestellten selbst Künstler sind, die ein verständnis- 
volles Eingehen auf die Intentionen ermöglichen, den Lichtbildern in der Regel auch eine 
weit höhere Qualität eigen ist, kann nicht überraschen. Erst gegenüber solchen Modellen 
wird in der Regel die volle Fähigkeit des Darstellenden in Aktion treten. Man erkennt dies 
an den Porträten von W. Weiß, an den Tanzstudien von R. Jobst, bei Foerster, d'0ra und 
andern. Solche Vorführungen werden sicher auch den Abstand immer mehr verringern und 
das größere Publikum davon überzeugen, daß genug künstlerische Fähigkeiten vorhanden 
sind; es muß nur auch der Wille zur Tat im Modell bestehen. Die Geduld und Rücksicht- 
nahme auf die Erfordernisse der Technik und andrerseits aber auch der Wunsch, ein Bild 
zu erreichen, das über die Persönlichkeit orientiert und nicht bloß über die Gesichtszüge, 
ein Bild, das auch Fernstehende interessiert. 
KLEINE NACHRICHTEN Sie 
ERLINER KÜNSTCHRÜNIK. Im Salon Gurlitt hat Wolfgang Gurlitt zur Nach- 
feier von Munchs fünfzigstem Geburtstag eine interessante Kollektion älterer und neuerer 
Bilder zusammengebracht. 
Man denkt in dieser repräsentativen Ausstellung eines eigenstarken Künstlers, der 
sich treu geblieben und sich durchgesetzt hat, um zwanzig Jahre zurück. Damals kam 
Edvard Munch nach Berlin rnit seiner jungen, heftigen Kunst; die „Freie Bühne" schlug 
ihre Schlachten, Antoine erschien als Gast mit dem „Theätre Libre" und wurde durch 
ein Bankett gefeiert. Munch saß mir damals gegenüber. Lang, schmächtig, das Gesicht fahl, 
rnit visionären, scheinbar durch die Dinge hindurchschauenden Augen, dabei von zerstreut 
lächelnder Liebenswürdigkeit. Der reine Thor aus dem Norden hatte in dieser Zeit einen 
fabelhaften, freilich unbewußten Witz gemacht und sich ganz unbefangen als Mitglied
	        
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