Der „Salon des Artistes Animaliers" vereinigt lauter Künstler, welche sich mit Dar-
stellungen aus der Tierwelt befassen. Um in dieser Richtung mit Erfolg zu arbeiten, muß der
Künstler über ein vertieftes Wissen aus der Naturkunde verfügen. Leider ist dies nicht
immer der Fall, besonders wenn es sich um das Leben der wilden Tiere in freier Natur
handelt. Ein sachverständiges Urteil hierüber kann man nur Jägern und Naturforschern
zumuten.
Die gegenwärtige Ausstellung in der Galerie La Boetie verdient trotzdem die Aner-
kennung aller Tierfreunde und enthält eine große Anzahl trefflicher Arbeiten.
Raymond Bigot hat sich seit Iahren mit der gefiederten Welt befaßt. Er besitzt
hierin eine große Treffsicherheit. Seine eigentümliche Aquarelltechnik ist ihm nicht leicht
nachzumachen. Diesmal betätigt er sich auch auf andern Gebieten, macht Vögel in
Keramik und in geschnitzten I-Iolzreliefs.
Doigneau ist ein Spezialist der Parforcejagden, hierin leistet er Vorzügliches; das
Zeichnen von jagdhunden und Pferden ist ihm ungemein geläufig. Die Landschaft wird
hierbei nicht vernachlässigt und er verdient es, daß ihm in dieser Ausstellung der beste
Platz eingeräumt würde.
Paul Jouve gehört zu den unbestrittenen Meistern unter den Tiermalem. Es liegt
zuweilen auch etwas Dramatisches in seinen Kompositionen. Man ist förmlich fasziniert
von dem Bild, auf welchem eine Gazelle von einer Riesenschlange erdrückt wird.
Fernand Oger ist ein unvergleichlicher Darsteller des Lebens und Treibens in der
Sippe der Katzen. Seine Kohlenzeichnungen sind in dieser Art das Beste, was man sehen
kann. Unter den Bildern von Paul Mahler befindet sich ein Wolf in einer Nachtlandschaft,
über dessen Naturgetreuheit man zweifeln könnte; daneben aber vorzügliche Köpfe, wahre
Porträte von Hunden.
„La Parade des Faisans" von Roger Reboussin ist ein schönes großes Stück Tier-
leben von sehr dekorativer Wirkung. Auch die Hirsche von demselben Künstler erscheinen
entsprechend lebendig, in natürlichen Stellungen.
Das einzige, sehr gute Bild von Mathurin Meheut (weiße Trutbähne) würde sich als
Motiv für einen Fries vorzüglich eignen. Die Büifelherde von Georges-Frederic Rötig ist
eines der imposantesten Stücke der Ausstellung. Die kleineren Bilder dieses Malers sind
nicht minder interessant, sie behandeln die Gewohnheiten des gefiederten Wildes und
weisen auch als Landschaften nennenswerte Eigenschahzen auf.
Albert Crahay ist in Paris eine neue Erscheinung. Seine Bilder sind großzügig ent-
worfen und so summarisch ausgeführt, daß sie nur aus einer gewissen Entfernung zur
Geltung kommen. Es ist jedoch unverkennbar, daß wir es mit einem Meister zu tun haben.
„Der alte Schimmel" wirkt ergreifend; in dem großen Ölbild „Pecheurs de Crevettes" ist
Luft und Leben trotz der etwas allzu düsteren Farben.
Dieselbe Ausstellung umfaßt zahlreiche, darunter viele bemerkenswerte Skulpturen.
Paul Jouve, von dem wir bisher nur die Kohlenzeichnungen kannten, stellt hier auch einen
sympathischen Elefanten in Bronze aus.
Le Bourgeois, der so beliebte Holzschnitzer, wendet seine Kunst an verschiedenen
Gebrauchsgegenständen an, so zum Beispiel an zwei Landungspfosten, einem Stiegen-
geländer, einem Türstock etc. Die Gruppe der beiden Eisbären auf einem schwimmenden
Eisblock (das Ganze aus scheeweißem Marmor) ist eines der bemerkenswertesten Stücke.
Dieses Werk ist Maurice Marx gezeichnet. 1Bugatti konnte hier nicht fehlen. Die Pferde in
Bronze von Froment-Meurice sind auch diesmal vorzüglich, insbesondere jene traurige
Figur, „Ein ehemaliger Sieger" genannt. Unter den vier Arbeiten, lauter kleine Kunst-
gegenstände, welche l-Ienri Vallette ausstellt, ist ein in l-Iolz geschnitzter chinesischer
Hund geradezu berückend. Die Tiere einzeln oder in Gruppen (Arbeiten in Bronze) von
Charles Virion verdienen auch eine spezielle Erwähnung.
Eine ziemlich abwechslungsvolle kunstgewerbliche Ausstellung Findet derzeit im
Musee Galliera statt. Am zahlreichsten sind hier die Keramik und die verschiedensten