noch von der Akademie beziehen können, die in früherer Zeit noch ihre Verbindung
mit dem Handwerk hatte. Die bedeutenderen unter den Zimmermalern waren, selbst aus
Zirnmermalerfamilien hervorgegangen, Akademieschüler, die nach dem Absolvieren
der hohen Schule wieder ins väterliche Handwerk eingetreten sind, wie eine kleine
Studie dartut, die Kustos Dr. Jirik dem Katalog der Ausstellung vorausgestellt hat.
Unter den Malern, die mehr als lokale Bedeutung haben, war Thomas Hoffmann
(18xo-x865), von dem eine ganze Reihe Arbeiten gezeigt werden konnte; vor allem fiel
eine Saaldekoration auf, von Bogen tragenden Hennen gegliedert, in der Bogenstellung
dahinter ein architektonisch hergerichteter Garten mit einer italienischen Landschaft
in der Ferne. Von Hoffmann war noch ein entzückendes Blumenstück auf blauem
Grund (in der Art der Porzellangemälde), das wohl als das beste Stück der Ausstellung
gelten kann.
Die Zimmermalerarbeiten von Josef Nawratil (x796-x865) nehmen nicht den Rang
ein wie etwa die Bilder dieses großen, erst vor wenigen Jahren berühmt gewordenen
Künstlers. Die „bloß dekorative" Malerei scheint ihm weniger gelegen zu sein; die
ausgestellten Vorlagen zeigten zum großen Teil einzelne Motive figuraler Art, immer aber
glänzend gemacht; die Probe einer Deckenmalerei, die zu sehen war, steht in ihrer
dekorativen Wirkung hinter den Entwürfen der andern zurück, so fein auch die Einzel-
heiten sind. Ein sehr wandlungsfähiger Dekorateur war Friebel, an dessen Arbeiten sich
der Modenwechsel lang verfolgen läßt. Prächtige Supraporten aus dem Empire haben
sich von ihm erhalten; dann sehen wir seine „gotischen" Dekorationen mit Empire-
elementen gemischt; oft werden seine gotischen Dienste von zarten Biedermeierblumen,
zum Beispiel von Vergißmeinnicht begleitet; eine graue Decke mit einem Fries von
gotischem Akanthus in den lebhaftesten Farben von Weiß, Rot, Grün und Gelb, wie aus
einem gotischen Kantionale; dann finden sich unter seinen Arbeiten die oben erwähnten
Streifmuster; dann Wände mit Biedermeier-Streublumen, noch streng stilisiert, nur gegen
die Decke zu etwa ein Fries von naturalistischem Laubwerk oder Girlanden, Dekorationen
im Stil des Rokoko, weiße Malerei auf grauem Grund; dann Vorlagen nach englischen
Blumenmustern. Noch eine ganze Reihe akademischer Zimmermaler war vertreten und
manche Proben ihrer freien Kunst, Poträte und anderes. Einen sehr breiten Raum nahmen
die anonymen Blätter ein, die durchschnittlich sich mit denen der „akademischen" wohl
messen durften. R. Ernst
ANDZEICHNÜNGENSAMMLUNG A. O. MEYER, HAMBURG. Die
Kunsthandlung Artaria 81 Co. gab uns Gelegenheit, eine höchst interessante Samm-
lung von Handzeichnungen kennen zu lernen, deren Versteigerung in Leipzig vorgenommen
wurde. Ein Hamburger Sammler und Kunstfreund, Arnold Otto Meyer, der selbst mit
Schwind, Richter, Schnorr von Carolsfeld, Steinle, Ph. Veit in freundschaftlichem Verkehr
stand, hat von diesen Künstlern sowie von vielen Zeitgenossen wertvolle Blätter erworben,
die für ihre Zeichner vielfach repräsentierend sind. Von Schwind waren allein 200 Blätter
aus allen Lebensperioden vorhanden, insbesondere aber aus der köstlichen Jugendzeit des
Meisters. „Ich glaube nicht zu irren," schrieb Schwind an den Sammler, „wenn ich an-
nehme, daß in unserer Zeit das Wichtigere und Gedankenreichere mehr in Handzeich-
nungen festgelegt ist als in Bildern." Das erscheint uns heute um so treffender, als die
Malerei ja inzwischen Wege eingeschlagen hat, die von der damaligen Vorliebe für zeich-
nerisches und gedankenreiches Darstellen erzählender Art ganz und gar abseits liegen.
Es ist sehr interessant zu sehen, wie viele von den Künstlern, die man in ihren großen
Werken heute oft als akademisch und trocken empfindet, in ihren Zeichnungen, in den
unmittelbaren Niederschriüen von Kompositionsgedanken, in Porträtstudien oder in andern
Wiedergaben von Natureindrücken als fein empiindend, anregend, gernütvoll erscheinen.
Edward Steinle gewinnt an Vielseitigkeit und Eindringlichkeit; Ludwig Richter an Größe.
Anselm Feuerbach ist auch in seinen Studien bedeutend. Daß der Kunstfreund an den