Das Verhßlten der Besucher bezüglich des Verbotes wegen Berühren gewisser Ob-
jecte u. s. w. war ausgezeichnet.
Diese erlte Hlialnusstellnng des k. k. österr. Museums in_ hiesigem Kreise hat, so
viel sich wnhrnehmen liees, ihre Aufgabe inuofern glänzend gelöst, als das Bediirfuiss,
mehr Kunrt und Geschmack in das Gewerbe zu bringen, sichtbare Anregung fand. Streb-
ssme Industrielle und Gewerbslente betrachteten und untersuchten jene Erpositionsabthei-
lungen, für welche sie sich besonders iuteressirten, mit tiefer Aufmerksamkeit und mit
g-rösstem Eifer und konnten nur durch das Glockenzeichen der Sperrstunde von ihrem
lobenswerthen Studium abgerufen werden.
Hunderte von Stiften bemühten sich zu Aufzeichnungen und Copirungen und manche
neue Gedanken und Ideen werden voraussichtlich aus diesen strebsamen Betrachtungen
hervorgehen. _
Mit wahrer Würdigung und innigstem Dank erfassten wir erst jetzt den hohen Ge-
danken unseres erhabenen Monarchen, von welchem bei der Gründung des k. k. österr.
Museums ausgegangen war und der sich nun segensvolle Bahn bricht in Allen Schichten
der Gewerbe und Industrie.
Leitmeritz, den 26. October 1865.
Kronnr mjp.
Dr. H. Alsx. Fleischer mlp.,
Bürgermeister und Obmann-Stellvertreter.
Die Vorlesungen im Museum.
(Aus den Vortrtlgen des Dlreetors lt. v. Eitelberger.) Der Gegenstand des
Vortrages vom 26. Oct., mit. welchem der Director den Cyclus der im bevorstehenden Winter
sbzuhaltenden Museums-Vorlesungen erödnet hat, war das Kunstleben in Oesterreieh
im Verhiiltniss zum Museum. Wenn die Anstalt auch in erster Linie nicht die grosse
Kunst und die Wissenschaß zu pflegen berufen ist, so dürfe sie bei ihrer Aufgabe, zur
Hebung des Geschmackes und sobin zur Hebung des Nationnlwohlstandes beizutragen, die
Zustände der grossen Kunst im Allgemeinen nicht ausser Augen lassen. Bei dem allge-
meinen Zustsnde der Kunst auf dem Continente sei es Pdicbt, die Künstler des eigenen
Landes nicht zu strenge zu bourtheilen und die Talente unter denselben möglichst zu unter-
stützen. Sprecher gedachte nun des im Laufe d. J , erfolgten Ablebens Carl Rnhl's und
Ferdinand Waldmüller's; Walduiüller, ein Naturslist vom reinsten Wasser, Rshl
ein Aksdemiker per excellence. Beide treffen sich nur in dem Bestreben, eine Schule
zu gründen. Dem Einen von Beiden, Rshl, ist das auch gelungen, wie dies die Canons
von Thnn und Lotz fiir das Redoutengebiiude in Pest beweisen. Als eine erfreuliche Er-
scheinung im Kunstleben der Gegenwert bezeichnet der Sprecher das Auftreten des Prof.
Ed. Engerth mit dem historischen Gemälde: der Sieg des Prinzen Engen über die Türken
bei Zenths, gedachte sodann der vielfachen künstlerischen Anregungen, welche in letzter Zeit
in Wien durch die Ausführung des Prinz Eugen-Monumentes und durch die künstlerische
Ausschmückung des Arsenals gegeben wurden. Im Verfolge des Vortrages erwähnte der Redner
des neuen Statuts der Wiener Kunstakademie, welche nunmehr auf vollkommen autonomer
Grundlage, wie sie ausser der englischen keine Akademie in Europa besitzt, reconstruirt
werden ist, und ging dann über auf die Thätigkeit der Commune auf dem Gebiete der Kunst,
wobei er die Ertheilung von Aufträgen an Dombaumeister Schmidt und Bildhauer Kunde
mnnn riihmend hervorhob. Von dem ersteren Auftrage nahm Director Eitelberger An-
lnss, auf die steigende HerrschaR der Gotbik als kirchlichen Bausül und auf die daraus
tiir des Museum entstehende Aufgabe hinzuweisen, den Kunsthnndwerkern und Technikern,
welche selbstverständlich in diese Richtung gedrängt werden, alle uöthigen Behelfe zu
bieten. Der Gründung des Kiinstlerhauses und. der Abhaltung der Arbeiter-IndustrieAAus-
stellung erwähnte der Sprecher als zweier mit Privatmitteln ins Werk gesetzten Unter-
nehmungen. Zum Schlusse gedachte der Sprecher der eigenthümlichen (hodentlich vorüber-
gehenden) Erscheinung, dass die Kronländer sich auf dem Gebiete der Kunst zu isoliren
und selbstständig ohne Rücksicht auf andere Bestrebungen zu entwickeln trachten. Er
bemerkte, dass diese Bestebungen der Kunst nicht förderlich sind, da die Geschichte der
Kunst zeige, dass die Gemeinsamkeit der geistigen Interessen ein Fundament der Bildung sei
In dem zweiten Vortrßge (2. November) behandelte Director v. Eitelberger das
Verhiltniss des Museums zu den Kronländern, nach den beiden Seiten hin,
welche hier in Betracht kommen. Das Museum hat nämlich mit Bewilligung des h. Staats-
mehrere lülialausstellungen in den Provinzen veranstaltet, beziehungsweise
Provinzial-Ausstellungen kunstgewerblicher Erzeugnisse und Muster mit Gegenständen seines
Besitzes beschickt, anderseits einige hervorrsgende Vertreter kunstgewerblicher Zweige