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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1865 / 2)

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mit Leinen, mit Wolle, mit Gold- und Silberiäden a) u. s. w. Ebenso können 
wir Leinen und Wolle bis atufwärts zu figurcnreichen Gobelins verfolgen. 
Bei der Stickerei mögen wir an den vorhandenen Beispielen ebenso die Kunst 
der Arbeit wie die mannigfache Technik bewundern und werden uns den 
Seitenblick auf ihre tiefe Versunkenheit in den Händen moderner Damen 
nicht ersparen können. Sehen wir uns geographisch in unserer Sammlung 
um, so werden wir von Byzanz nach Sicilien und Spanien geführt und folgen 
der Kunst über Italien, insbesondere Lucca, Genua, Venedig, nach Deutsch- 
land, Frankreich und den Niederlanden. Betrachten wir die Muster, so 
finden wir darin nicht blos den Geschmack, die ornamentale Ausdrucks- 
weise verschiedener Zeiten, Kunststile und Völker, sondern wir steigen die 
ganze Linie der Flächenornameutik aufwärts, vom einfachsten Zickzack- 
muster an bis zur figurenreichen Malerei. 
Nach diesen wenigen Bemerkungen wird sich leicht nachweisen lassen, 
wie die Industrie aus unserer Sammlung den mannigfachsten Nutzen zu 
ziehen vermag. Zunächst kann sie daraus eine Unzahl der schönsten und 
originalsteii Muster entnehmen und zwar gerade solche, die recht die Mode- 
muster der nächsten Zuknnü zu sein beginnen, so dass durch ihre geschickte 
Benutzung sicherlich die geschäftliche Seite nicht zu kurz kommt. Und, 
wohlgemerkt, diese Muster gelten nicht blos für Fadenstoife, sondern, weil 
sie zumeist aus richtigem Verständniss hervorgegangene Muster der Fläche 
sind, so lassen sie sich, so wie sie sind, oder mit leisen Aenderungen, 
überall zu entsprechender Ornamentation von ebenen Flächen verwenden, 
wie z.B. zu Tapeten, zu Papiermustern, zu gemalten Wanddecorationen u.'s.w. 
Sodann wird dem Künstler durch das Studium, durch die Nachbildung und 
Vergleichung dieser zahlreichen und verschiedenartigen Muster überhaupt 
die Befähigung werden, worauf es doch am Ende ankommt, in richtigem 
Geiste neue Ornamente zu schaden. Er wird ferner, die coloristische Seite 
ins Auge gefasst, unserer Sammlung eine Anzahl schöner und mannigfacher 
Farbencompositionen entnehmen können, und kann zugleich an den Mustern 
des Mittelalters studiren und lernen, wie man weithinwirkende, etfectvolle 
und doch schöne PrachtstoHe zu Stande bringt, und an denen der Re- 
naissance, wie man zarte, mehr schimmernde als leuchtende Wirkung er- 
zielt - eine Kunst, worin die Gegenwart im Dunkeln tappt und ganz ohne 
Bewusstsein der Mittel und Wege handelt. _ 
verspricht somit die Sammlung vom rein künstlerischen Standpuncte 
aus schon einen höchst bedeutenden Nutzen, so ist derjenige, welcher eine 
facherweise aus der Technik hervorgehen kann, vielleicht nicht geringer 
zu schätzen. Wir stellen uns, was eben die Technik betrifft, mit unserem 
Webestuhl hoch über die Alten, und doch finden sich in unserer Samm- 
lung schon aus dem frühen Mittelalter Verfahrungsweiscn , bei denen 
") Einen Aufsatz des Hni. Prof. Brücke über die Guldfiden der mittelalterlichen; 
Brocltweber und Bildsticker werden wir in der nächsten Nummer zum Abdruck bringen.
	        
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