fortentwiekelte, so könnten wir bald übertlügelt werden." Das Urtheil
Merimees wurde von der Lyoner Handelskammer bestätigt. Frankreich,
in mehr als einer Beziehung gewohnt, den Ton anzugeben, steht auf der
Defensive. Es sieht sich genöthigt, neue Bahnen zu betreten. -Eine solche
hat die Union centmle eingeschlagen. '
Die Union neutrale hat sich in Paris unter dem Präsidium Guichard's
gebildet, im Centrum der ti-anzösischen Industrie, mit der Absicht, ein
Musäe retrospechf et contemporain, eine Specialbibliothek für alte und neue
Kunst zu gründen, Specialcurse und ödentliche Vorlesungen") zu veran-
stalten und Concurse für Schüler, für Künstler und Kunsthandwerker hervor-
zurufen. Sie verleiht den Titel cofundateur jenen Personen, die durch
drei Jahre hindurch jährlich 100 Francs zahlen; diese Personen haben
freien Eintritt zu den Vorlesungen, zur Bibliothek, zu den öHentlichen
Ausstellungen. Sie gibt den Titel adhärent jenen Personen, die jährlich
36 Francs oder monatlich 3 Francs zahlen. Diese Gesellschaü ist am
26. Juli 1864 in das Leben getreten, ein Jahr später als das österr. Museum,
das ähnliche Zwecke verfolgt wie die Union cenlrale, in den meisten Rich-
tungen ein viel weiter gezogenes Programm hat, als die französische Ge-
sellschaft, sich in höherem Grade der Untersützung des Hofes, des Adels,
der Geistlichkeit und der Kunstfreunde erfreut, als es bei der Union centrale
in Paris der Fall ist. Die üanzösisehe Regierung verhielt sich bis in die
jüngste Zeit sehr zurückhaltend Künstler und Kunsthandwerker nehmen
sehr langsam an dem Institute Theil.
Aus eben diesem Grunde aber, und da man weiss, wie sehr Unter-
nehmungen ähnlicher Art nur allmälig und mühevoll sich Bahn brechen,
müssen wir ihr ersteres grösseres Auftreten - die Ausstellung im Industrie- '
palaste - mit Wohlwollen beurtheilen.
Die von der Union oentrala veranstaltete Ausstellung im palaia
Finduotrio umfasst drei Abtheilungen: -
I. Die Ausstellung moderner französischer Werke,
II. das sogenannte Musäe rötroapoctif und
III. die Ausstellung der Zeichnungen der Mittelsch nlen
Frankreichs.
Die Ausstellung moderner französischer Werke war am
unvollkommsnsten; sie gab ein unvollständiges Bild der französischen Kunst
industrie; äusserlich gut aufgestellt, mangelte ihr die systematische Organi-
') Es dürfte unseren Lesern angenehm sein, du Programm der von der lhiou emvtrala
in diesem Jahre veranstalteten Vorlesungen - „wnfncrledl pubüqun, kehren" -- kennen
qm lernen. Es enthielt folgende Vorlesungen: Prof. Foqcbe über Theorie von Lieht und
Schatten, Jacquemart über Cerunik, Davioud über die Sehönheit in der qrclpihekwniqchen
Construetion, de Lon gp äri er über Archäologie, Ferd. de L1 steyrie über Glasmalerei,
XMijlet über Plastik, E. Rau u neun über Chemie, Dr. Cdffe über Hygienik der arbeitenden
Claeaen, Sanvrezy über Kunsttiechlerei, Ch. Blau c über die Principien einer „Grumma1'r}
du orlo du deuim." '