sich einbilden, ausser England sei Frankreich das erste Land, das Insti-
tutionen wie das Muaäe rätrospectif in das Leben eingeführt hätte.
Intelligentere Franzosen Rihlen wohl deutlich, dass mit einem blos
einige Monate dauernden Musäe rätmspecttif" nicht gedient ist und denken
in der Zukunft eine grössere Anstalt zu errichten. Wenn nicht alle An-
zeichen trügen, so scheint die grosse Pariser Weltausstellung von 1867
ausersehen, in dem für die histoire du. travail bestimmten Porticus das
Materiale für ein solches Museum herbeizuschaifen.
An der "Ausstellung der Zeichnungen der Mittelschulen,
welche die dritte Abtheilnng der in Rede stehenden Exposition bildeten,
nahmen ausser den Municipalschulen, Mädchenschulen, die Lyceen, Colleges
und die äcolea normales primaires in Folge einer Einladung des Unter-
richtsministers Duruy theil. Wenn auch die genannten Schulen zur Be-
schickung nicht verpflichtet, sondern blos aufgefordert wurden, so war die
Theilnabme doch eine sehr zahlreiche und es war ermöglicht, eine Ueber-
sicbt der Leistungen der französischen Schulen im Zeichenunterrichte zu
gewinnen. Zu dieser Scbulausstellung sind alle Schülerarbeiten zugelassen
worden, die in den Jahren 1864 und 1865 angefertigt wurden. Jede Zeichnung
oder Modellinmg trägt den Namen und das Alter des Schülers, den Stämpel
der Schule, die Unterschrift des Lehrers oder Directors. Die besten Ar-
beiten werden durch Preise ausgezeichnet. Für die Schüler der Zeichen-
schulen werden zwei Preis-Concurse ausgeschrieben, und zwar einer für
Schüler beiderlei Geschlechts unter achtzehn Jahren und für Schüler beiderlei
Geschlechts über achtzehn Jahren. Unter den ersteren figuriren ein nach
der Natur gezeichnetes Bouquet von Feldblumen mit Blättern und ein
ornamentales Ornament; das letztere bildet ein Rankenfries, innerhalb
welchem Kinder mit natürlichen oder phantastischen Thieren spielen. Die
Zeichnung und die Modellirung des letzteren muss P20 Meter hoch und
O'30 Meter breit sein.
Das Resultat dieser Ausstellung war den Bestrebungen jener Männer
günstig, welche eine Reform der Grundlagen des Zeichenunterrichtes in
Frankreich wünschen.
Die französische Regierung scheint nicht ohne Widerstreben auf die
Reform des Zeichenunterrichtes einzugehen. Die pädagogische und artisti-
sche Mittelmässigkeit findet sich nirgend mehr als beim Zeichenunter-
richte in Mittelschulen, nicht blos in Frankreich. Die Leistungen entziehen
sich in der Regel dem Urtheile des Publicums und die Vertreter der Schulen
suchen mehr den Beifall der Communal- oder Landesvertretungen als das
Urtheil competenter Fachmänner. Aber auch fir Frankreich ist die Stunde
gekommen, wo das Urtheil über Leistungen der Schule unbeirrt durch
untergeordneten Rücksichten sich aussprechen kann. Die Einwendungen,
die früher in Frankreich von den Vertretern des Gouvernement erhoben
wurden: man übertreibe die Sache, man ziehe aus vereinzelten Erscheinungen
übereilt Schlüsse auf den Stand des Zeichenunterriehtes in Schulen im All-