gemeinen, können jetzt nicht mehr erhoben werden. Nach der Ausstellung
in dem Palais de l'industrie, sagt Charles Blanc, „ist keine Täuschung
mehr möglich; der Schleier ist gefallen."
Zwei Dinge sind es vorzugsweise, die getadelt werden: der grosse
Mangel an guten Vorlagen und der einer systematischen Methode. Unter
ersterem Vorwurfe ist die allzugrosse Bcnütznng von Crayonzeichnungen,
meist Speculationsarbeiteu von Zeichenlehrern und Verlegern, gemeint;
unter letzterem Vorwurf versteht man vorzugsweise den Abgang eines gut
vorbereiteten Unterrichtes in Geometrie und Perspective. Wir können dieses
Urtheil französischer Fachmänner nur ratificiren; was sollen wir aber sagen,
wenn man sich in Frankreich über Mangel an Vorlagen und einer fehler-
haften Methode beklagtl?
Wie alle Ausstellungen ähnlicher Art, war auch diese in den Champa-
Elysdea wenig besucht. Nichtsdestoweniger wurde sie allgemein Fir nütz-
licher gehalten als jene Ahtheilung der Ausstellung, welche die Beschauer
zu massenhaftem Besuch herausfordert.
Aus dem Vorbei-gesagten wird sich ergeben, dass die Ausstellung der X
Union centrule eine sehr lehrreiche und interessante war. Ihr kam vor
Allem das glänzende Gebäude des Industriepalastes mit seinen schönen
Räumen und seiner vortrefflichen Beleuchtung zu statten. Wie sehr solche
Räumlichkeiten nützen, empfanden die Besucher in Paris sehr wohl; wie
sehr der Mangel an Raum hemmt, empfinden wir in den beengten Sälen
des österr. Museums am lebhaftesten. Wir würden unsere Aufgabe zu
lösen für die nächsten Jahrzehende für unmöglich halten, wenn uns nicht
von massgebender Seite der Bau eines neuen Museums in sichere Aussicht
gestellt sein würde.
Die Union neutrale hat das in Frankreich und England sehr ausgebildete
System der Prsis-Concurse adoptirt, das in Frankreich und England
mit so grossem Erfolge geübt wird, das aber in unsere Lebensgewohnheiten
noch viel zu wenig übergegangen ist. Das Programm für diesen Concurs
ist ganz vortrefflich und zeigt von grosser Einsicht in die Bedingungen,
von denen das Gedeihen der Kunstgewerbe abhängt. Es handelt sich bei
den meisten ausgeschriebenen Concursobjecten nicht um müssige Luxus-
artikel, das Product einer den Geschmack und die Sitte verderbenden Welt-
anschauung, sondern um Veredlung von jenen Gegenständen, welche Ge-
brauchsgegenstände auch für die ärmere Classe sind. Acht Preise zu je
fünfhundert Francs sind Hi: folgende Objecte ausgeschrieben, als da. sind:
für eine Salonthüre, ein Hausthor, ein Gas-Bronzecandelaber iiir das Vestibule
eines Hotels, für einen Glalschrank n. s. f. Der grösste Preis aber, und
zwar zu dreitausend Francs, ist ausgeschrieben tiir- die vollständige Ein-
richtung eines Schlafzimmers, entsprechend den Bedürfnissen ärmsrer
Classßu. Die Union cenmzle gebt von der Ansicht ans, dass die Kunst-
industris, welche für reichere Leute arbeitet, alle Ressourcen zur Befriedigung
des Grschmankes in ihren Händen hat, während hingegen jener Kunstr