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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1865 / 3)

der Kunstspreche der Franzosen heisst, ging mit der Vertreibung der Mauren aus Spanien 
verloren und hielt sich nur in Manisses bei Valencia bis auf unsere Tage, und wie 
der Krug, welcher sich unter den Geschenken befindet, zeigt, ist die moderne Fabri- 
eation nur mehr ein Schatten der alten. Ferner ein Fayeuce-Gemilde mit Ornamenten- 
rahmen aus der Fabrik zu Valencia - es ist dies das erste Stiick dieser Fabrik, welches 
deutschen Boden betritt, selbst in Spanien gehören dieselben zu den Seltenheiten; eine 
Gruppe von Fayence aus der Fabrik von Talavera; eine Porcellangruppe aus den ersten 
Jahren des Bestehens der Fabrik zu Buen-Retüo, und endlich einen Alt-Madrider Porcellan- 
teller mit Bemalung. 
Von dem Herrn Sectionsrathe und Consulats-Directnr in London Ritter v. Schdffer 
erhielt das österr. Museum zwei hervorragende Arbeiten der Fabrik Minton du Cornp., 
und zwar eine Giesskanne mit Unterschale, eine Imitation des alten Soulages, der sich 
im Originale im SouthVKensington-Museum befindet, und eine grosse Vase mit Becken, 
eine moderne Composition im Renaissance-Style, 
Eine Vermehrung der deutschen und österreichischen Thongefisse fand durch An- 
kauf statt. Es wurden gekauft: 9 Krüge und Kannen von Steingut, siimmtlich dem 1b". 
und der ersten Hälfte des 17. Jahrh. angeliörend; eine Blumenvase und ein Pokal von 
Fayence aus der Fabrik zu Totes in Ungarn; ein Fayencetopf aus Bolitsch und endlich 
eine Schale von glasirtem Thon mit doppelten Seitenwänden aus dem Jahre 1627, wahr- 
scheinlich Nürnberger Arbeit. 
Herr Dr. Walcher von Moltheim , österr. Consul in Jerusalem, schenkte dem 
Museum 13 Fayenceplatten von der Moschee Omars Ü (Kubbet-u- Sachrah) in Jeru- 
salem. Dieselbe wurde an der Stelle des salornonischen Tempels im 7. Jahrhundert mit 
beispielloser Pracht erbaut, das Innere mit Mosaiken, das Aeussere mit ornamentirten 
lfeyenceplatten geschmückt, litt jedoch kurz nach Erbauung durch ein Erdbeben, hierauf 
zur Zeit der Kreuzzüge durch die Wechselfälle des Krieges so, dass bedeutende Restaura- 
tionen nothwendig Wurden. Solche Restaurationen, welche besonders die Eussere Fayeuce- 
bckleidung betrafen, fanden noch im l6., 18. und endlich im Anfange dieses Jahrhunderts 
statt. Das Museum besitzt nun in diesen Fayenceplatten einen seltenen Schatz, da die- 
sclhen die verschiedenen Restaurstionsepochen repräsentiren, ja Eine vielleicht vom ursprüng- 
lichen Baue herrührt. Hieran reihen sich die Platten mit streng styliairteu Pdanzenorna- 
menten in wenigen, aber entschiedenen Farben auf weissem Grunde, bereits persische Ein- 
riiisse verrathend; ferner Platten mit weissen luschriften auf dunkelblauen Grunde, von 
liclrtblauen Piianzenornamenten durchzogen, Burduren und endlich zwei Platten, welche 
den Verfall der orientalischen Kunst durch europäische Einflüsse deutlich darthun - die 
eine dieser Platten Enthält nämlich ein Blumeubouquet, umgeben von Rococo-Oruamenten, 
schwach in den Farben und der Glasur; sie stammen aus dem Ende des vorigen oder An- 
fange dieses Jahrhunderts, und sind wahrscheinlich von Europäern im Orients gearbeitet. 
An Glasgeiiissen erhielt das Museum von Herrn Egennann in Hayda 12 Stück. 
darunter Kannen aus den Jahren 1786-1795, Becher und Pokale mit eiugeschliifenen 
Ornamenten, und einen Humpen aus dem Ende des 17 . Jahrh. mit eingebrannten schwarzen 
Wappen, Ornamenten und Inschriften, zu den besten in dieser Weise gehörend. 
Aus dem Atelier des Jules Dopter in Paris sind einige geätma und gepresste Glas- 
tnfeln in die Abtbeilung für Glas aufgenommen worden. Dieselben befanden sich in der 
Ausstellung der Union centruls in Paris und verdienen die vollstc Aufmerksamkeit unserer 
Glasfabrikanten. Zur Erzeugung derselben gehören nicht blos Capitalien, sondern auch 
geschickte Chemiker und Zeichner. Sie eignen sich vorzugsweise für Thüren und Ver- 
schlusstafeln im Innern, und zeichnen sich von den geschlißenen Tafeln ähnlicher Art durch 
Wohlfeilheit, von den gepressten und bemalten durch Schönheit und Eleganz der Zeich- 
nung aus. 
Eine aussererdentllclle Bereicherung hat die Abtheilung von Photographien durch 
eine Schenkung der englischen Regierung (council on eduaalion) erfahren. Dieselbe umfasst 
die bekannte Handzeicllllungs -Sammlunl: der Universität Oxford (Oxford- 
Cnllectiowxi, früher zum griissten Theil Eigenthum des Sir Tbom. Lawrence. Diese Samm- 
lung wurde um den Preis von 7000 Pfrl Sterl. für die Universität Oxford durch Wood- 
burn erworben, und enthält in 50 Nummern Arbeiten von Michel Angele, und in 
167 Nummern Rafael und seine Schule, Giulio Romano und G. Fr. Penni. Passa- 
nant, der im III. Bde. seiner Biographie Rßfaels (S. 244) ausführlich Bericht über diese 
Sammlung erstattet. nennt sie die ,.reichhaltigste' aller Sammlungen BafaePcher Zeich- 
nungen, Auch Waagen gedenkt dieser Sammlung im III. Bde. seiner „Art-trea-mm n'a 
Greahßütain" ausführlich, Es findet sich dummer du Portrit RnhePs im Alter von 15 
') Don mitsamt-um. Bericht von Walthers über die Payeuee-Ornslncutll der Kubbcl-al-Badrak [eben 
".3 wenn n der iennu DIIserEY llittheilungan nur irgend gelilltcl.
	        
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