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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

um die Bestimmung eines bisher wenig beachteten Kunstobjektes, sondern 
auch um die Richtigstellung eines in der kunsthistorischen Literatur 
schon tief wurzelnden Irrtums. Wir müssen uns zuerst fragen: „Kennen 
wir im Venezianischen Werke der Gold- und Silberschmiedekunst oder 
auch allgemein der Skulptur und Plastik, die, gegen das Ende des 
XIII. Jahrhunderts entstanden, stilistische Ähnlichkeiten mit unserem Werke 
zeigen?" ' 
Es ist wohl kaum zu zweifeln, daß die (besonders die venezianische) Gold- 
schmiedekunst des XIII. und XIV. Jahrhunderts der monumentalen Skulptur 
nachsteht. Deshalb möchte ich nicht, da es sich in unserem Falle auch um die 
Charakterisierung eines bestimmten Abschnittes einer Stilepoche handelt, 
gänzlich unbekannte, schwer datierbare Objekte der ersteren zum Ver- 
gleiche heranziehen, sondern diesen an der Hand einiger, zeitlich mitBestimmt- 
heit anzusetzender Beispiele der Monumentalskulptur durchführen. 
Zu diesem Zwecke möchte ich aus der großen Zahl von Werken der 
Skulptur, welche um diese Zeit in Venedig und im Veneto entstanden sind, 
einige typische datierte oder leicht datierbare Bei- 
spiele hervorheben: 
I. Das Relief des heiligen Christophorus an 
der Nordseite von San Marco aus den letzten Jahr- 
zehnten des XIII. Jahrhunderts (Abb. 5]. 
2. Das polychromierte I-Iolzrelief des heiligen 
Donatus in San Donato zu Murano; datiert 1310 
(Abb. 6). 
3. Das Relief eines segnenden Bischofs im 
Seminario patriarcale zu Venedig, Anfang des 
XIV. Jahrhunderts (Abb. 7]. 
Diese drei Stücke bilden miteinander eine 
interessante Entwicklungsreihe. Was den heiligen 
Christophorus anbelangt, so ist er ein typisches 
Beispiel für die aus byzantinischen Schemen sich 
langsam ausarbeitende venezianisch-einheimische 
Kunst, wobei bemerkt werden muß, daß bei dieser 
inneren Weiterentwicklung die Kunst der 10m- 
bardischen Comacini eine nicht außer acht zu 
lassende Rolle gespielt hat. Das Schematische 
dieses Werkes ist aber noch im heiligen Donatus 
aus dem Jahre 1310 enthalten, wenn auch im 
Stehen der Figur, in der Faltengebung ihrer 
Gewänder sowie im Gesichtstypus ein bedeutender 
Fortschritt zu verzeichnen ist. Zu welcher Vollen- 
dung diese Richtung der venezianischen Skulptur Abb- 9- Venedig. Durchgang bei 
gelangte, zeigt uns endlich die Figur aus dem s" 3mm" "m!" HÜHWE" 
_ _ _ _ _ _ molaus, Anfang des XIV. Jahr- 
Seminario patriarcale, ein wuchtiger BlSChOf, hunderte 
 
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