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der Stil Orcagnas käme aus
Oberitalien (zwar denken
beide an die Lombardei) zu
bekräftigen. Seit den De
Sanctis ist die Entwicklung
der Skulptur einheitlich und
ihr Ziel, der repräsentative
Naturalismus, bewußt. Eine
geschlosseneReihevonWer-
ken, in denen wir eine fort-
im Quattrocento. Während
die Buon durch einen neuen
toskanischen Einfluß die ve-
nezianische Gotik in ganz
andere Bahnen lenken, dau-
ern die von den Masegne
geschaffenen Typen noch
lange fort und weichen
gleichzeitig mit der Kunst
der Buon vor der siegreich
eindringenden Renaissance
der Lombardi.
Ausgenommen die Ar-
beiten, die Boninsegna aus
Siena an der Pala d'oro lei-
stete, steht die Goldschmie-
dekunst Venedigs weit hin-
ter der monumentalen Skulp-
tur zurück. Venedig selbst
ist nicht reich an großen
Werken der Gold- und Sil-
berschmiedekunst. Genannt
sei ein Vortragkreuz in San
Raffaele Arcangelo, wohl
aus derMitte des XIV.Jahr-
hunderts, das Reliquiarium
mit dem Fragment der Gei-
ßelungssäule Christi aus dem
Jahre 1371 in der Schatz-
kammer von San Marco und
währende Steigerung des
Ausdruckes und der Cha-
rakteristik erkennen, führt
uns zu der Bildhauer-
familie der Dalle Masegne,
wovon Pier Paolo und Ja-
copello mit den Apostel-
l-iguren am Lettner von San
Marco das größte Meister-
werk venezianischer Tre-
cento-Skulptur der Nach-
welt überlieferten. Neben
dieser aufsteigenden Ent-
wicklungslinie finden wir
aber in Venedig das ganze
XIV. Jahrhundert hindurch
Arbeiten, die noch ganz un-
ter dem Banner ducentisti-
scher Kunsttradition stehen,
wiewohl auch hier nicht sel-
ten Formen der neuen, fort- ein anderes Reliquiar mit der
schrittlichen Richtung durch- Hand Johannes des Täufers
schimmermDasselbe giltfür Abgojtf; 13mm "m in der Kirche der Heiligen
_ g euz, 1383
die Kunst der Dalle Masegne Hermagoras und Fortunatus,
ein Werk des XIV. Jahrhunderts, das aber, was den Stil anbelangt, noch ganz
im Dugento steht. Ein Vortragkreuz in Santa Maria della Salute erweist'