"abgebildete, 48 Zentimeter hohe Vogel-
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Dresden und im Kunstgewerbemuseum
zu Berlin vor, während sich ein solches
Waschbecken allein im königlichen
Schloß in Berlinik und der untere Teil, un-
bemalt, im Kunstgewerbemuseum zu
Dresden befindet.
Wegen Auffassung und Behandlung
der Formen dürfen wir hier kaum an ein
Werk Kaendlers denken. Die merkwürdig
geschlitzten Augen lassen eher die Hand
Eberleins vermuten. Indessen glaube ich
wegen der sonstigen Durchbildung und
der primitiven Technik auch hiervon
absehen und es für ein früheres Werk
halten zu müssen. Möglicherweise ist es
Kirchner zuzuschreiben, und zwar als
eines, das seiner ersten Meißner Zeit
(1727-1728) entstammt. jedenfalls wird
in den Akten ausdrücklich gesagt, daß
Kirchner damals ein Gieß- und Wasch-
becken geschaffen habe.
Eine Meißner Porzellanarbeit ganz
eigener Art, die erst vor kurzem durch
den Baron von Foelkersam, unbeachtet
im Winterpalais auf einem Schranke
stehend,aufgefunden wurde,ist der Figur 3 Fig. 5. Vase mitIdem Reliefporträt d" Kaiserin
Elisabeth, um 1745
kälig. Von ihm, der die Form eines oben geschlossenen Zylinders hat,
ziehen sich von unten nach oben sechs kräftige Rippen herauf; das
Dazwischenliegende ist in reichern Barockomament durchbrochen. Das
Porzellan wurde unbemalt gelassen, die angesetzten Teile, wie: Futternapf,
oberer Ring, Tür und so weiter bestehen aus ziselierter vergoldeter Bronze
oder sind in ihr montiert. Das technisch außerordentlich schwierige, aber vor-
züglich gelungene Stück dürfte Ende der dreißiger Jahre unter Kaendlers
Leitung entstanden sein, wahrscheinlich wurde es auf Bestellung für den
Lieblingsvogel einer russischen Kaiserin (Anna Iwanowna?) angefertigt."
Wenn hier auch nur vermutet werden konnte, daß das Werk auf
Bestellung hin und für einen bestimmten Zweck gemacht worden sei, so ist
dies sicher der Fall bei der Figur 4 abgebildeten Uhr. Denn ihr Gehäuse ist
' Abgebildet: Berling, Das Meißner Porzellan, igoo, Fig. 44.
""' In den Meißner Akten habe ich irgendeinen Hinweis auf solche Arbeiten nicht gefunden und auch
der Gestaltungsdirektor, Professor Hösel, kann sich nicht darauf besinnen. Indessen gelang es mir, ein ähn-
liches Stück ausfindig zu machen. Es ist dies ein im Besitze des Grafen Brühl-Renard in Seifersdorf befindlicher
Vogelltiifxg aus unbemaltem Meißner Porzellan, der indessen in der Ausführung anders ist und statt des
reichen Barockomamentes unregelmäßige eckige Maschen zeigt.
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